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Sternengeschichten Folge 518: Die Zeitumstellung

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Vor oder zurück?

Sternengeschichten Folge 518: Die Zeitumstellung

Zeit ist ein fundamentales Thema. In der Wissenschaft, aber genau so in unserem Alltag. Die Uhrzeit ist wichtig für uns; wir organisieren unser gesamtes Leben nach dem, was die Uhr gerade anzeigt. Und gerade weil die Zeit so präsent in unserem Leben ist, vergessen wir gerne ihre astronomischen Ursprünge. Ein Tag ist das, was uns von der Rotation der Erde um ihre Achse vorgegeben wird. Diese Drehung unseres Planeten erzeugt den regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht. Dass wir diese Rotation in 24 Stunden einteilen, die wiederum in 60 Minuten zu je 60 Sekunden unterteilt werden, ist historischer Zufall; wir hätten genau so gut einen Tag mit 100 Stunden oder 10 Stunden organisieren können; das sind ja alles nur willkürliche Zeiteinheiten. Genau so wie unsere ganze Uhrzeit willkürlich ist. Definitiv nicht willkürlich sind dagegen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Darauf haben wir keinen Einfluss; morgens wird es hell und abends wieder finster. Das war schon immer so und das wird auch immer so sein.

Natürlich ist es wesentlich einfacher Dinge zu tun, wenn es hell ist und deswegen haben wir Menschen uns bei unseren Aktivitäten immer schon nach dem Stand der Sonne gerichtet. Allerdings macht es uns unsere Planet nicht einfach. Die Achse, um die sich unsere Erde dreht, ist ein wenig geneigt. Würde sie exakt senkrecht auf die Erdbahn stehen, dann wären dunkle Nacht und heller Tag immer gleich lang. Aber sie ist geneigt und das macht es kompliziert; zumindest für alle, die nicht in unmittelbarer Nähe des Äquators leben. Dort sind Tag und Nacht tatsächlich so gut wie gleich lang, hält man sich aber weiter nördlich oder südlich auf, ist man im Laufe des Jahres mit unterschiedlich langen Phasen von Helligkeit und Dunkelheit konfroniert.

Wenn im Sommer der Nordhalbkugel die nördliche Hemisphäre der Erde in Richtung der Sonne geneigt ist, dann ist der helle Tag auch deutlich länger als die dunkle Nacht. Im Winter ist es genau umgekehrt und es ist sehr viel länger dunkel als hell. Nur an zwei Tagen im Jahr - den Tag-und-Nacht-Gleichen im Herbst und Frühling haben wir genau so lange Tag wie Nacht.

Prinzipiell ist das alles kein Problem. Zumindest war das früher so. Da ist man halt dann aufgestanden, wenn es hell geworden ist, hat die Arbeit erledigt und wenn es dunkel war, ging's wieder ins Bett. Beziehungsweise war das ganz so einfach auch wieder nicht, aber wenn doch mal Arbeit nach Sonnenuntergang erledigt werden musste, gab es ja Kerzen, Feuer und so weiter. Außerdem war die Welt noch sehr viel landwirtschaftlicher und bäuerlicher geprägt und da hat es sich gut getroffen, dass da die arbeitsintensive Zeit von Frühjahr bis Frühherbst war und im Winter auf den Feldern eh nicht viel zu tun war, da konnte man auch zuhause bleiben. Aber so läuft die Welt ja schon lange nicht mehr. Wir haben aufgehört, uns bei der Arbeit am Stand der Sonne zu orientieren. Wir arbeiten dann, wann es uns die Zeit auf der Uhr sagt und wir organisieren auch unser Privatleben danach. Wenn wir um 8 Uhr morgens im Büro sein müssen, dann sind wir um 8 Uhr morgens im Büro, egal wo die Sonne da gerade steht.

Das alles führt dazu, dass wir im Winter meistens in kompletter Dunkelheit aus dem Bett müssen und unseren Tag beginnen, wenn es draußen noch Nacht ist und die neue Nacht schon wieder anfängt, bevor wir den Arbeitstag beendet haben. Im Sommer dagegen steht die Sonne meist schon lange am Himmel, bevor wir aus dem Bett kommen. Und das haben viele Menschen im Laufe der Zeit ein wenig unpraktisch gefunden. Und sich überlegt, ob man das nicht irgendwie anders organisieren kann, damit wir mehr vom Tag haben.

Wir können natürlich nichts daran ändern, wie die Erdachse ausgerichtet ist. Aber zumindest an der Uhrzeit könnte man doch was machen? Die könnte man doch einfach an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen - und genau das ist die Idee hinter der Zeitumstellung von Normalzeit auf Sommerzeit. Es wird oft behauptet, dass der amerikanische Universalgelehrte Benjamin Franklin der erste war, der die Idee für eine Sommerzeit gehabt hat. Das ist aber nicht ganz richtig. Franklin war Ende des 18. Jahrhunderts als Botschafter in Paris und hat dort 1784 einen nicht ganz ernst gemeinten Artikel in einer Zeitschrift geschrieben. Er erzählt, wie er um 6 Uhr morgens von einem lauten Geräusch geweckt wurde und dabei feststellen musste, dass die Sonne um diese Zeit schon am Himmel steht. Er schreibt: "Die Leser, die so wie ich nie die Sonne vor mittags gesehen haben, werden so wie ich höchst erstaunt sein zu hören, dass sie so früh aufgeht, insbesondere, da ich versichern kann, dass die Sonne scheint, sobald sie am Himmel steht! Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen!"

Wie gesagt - das war alles nicht ernst gemeint und Franklin wird mit Sicherheit nicht jeden Tag bis mittags geschlafen und an diesem Tag das erste Mal den Sonnenaufgang gesehen haben. Aber er nutzt die Gelegenheit für den Vorschlag, die Bevölkerung von Paris zu einem früheren Aufstehen zu überreden. Damit könne man jede Menge Geld sparen, weil man dann abends keine Kerzen mehr bräuchte und stattdessen morgens das kostenlose Sonnenlicht nutzen könne. Man müsste eben Strafen einführen, für alle, die Vorhänge oder ähnliches benutzen und bei Sonnenaufgang alle Kirchenglocken läuten und zur Sicherheit noch ein paar Kanonen abfeuern, damit wirklich alle rechtzeitig aufwachen. Und wer nach Sonnenuntergang noch unterwegs ist, sollte ebenfalls bestraft werden.

Mit einem ersthaften Vorschlag zur Einführung einer Sommerzeit hat das nichts zu tun. Der kam stattdessen vom neuseeländischen Insektenforscher George Hudson. 1867 geboren interessierte sich Hudson schon als Kind für Insekten, begann aber dann in einem Postamt zu arbeiten. Die abendlichen Stunden nach der Arbeit nutzte er dann gerne um in der Natur herumzustreifen und Insekten zu sammeln. Und das ging natürlich umso besser, je länger die Sonne noch schien. Vielleicht hat ihn das inspiriert, 1895 einen Artikel über die Sommerzeit zu schreiben. Damit man die langen Sommertage besser nutzen kann, schlägt er vor, die Uhren im Frühling zwei Stunden vorzustellen und im Herbst zwei Stunden zurück. Im Sommer würden dann alle Aktivitäten zwei Stunden früher stattfinden als sonst, womit man einerseits den früheren Sonnenaufgang und das morgendliche Licht besser nutzen könnte und andererseits am Abend mehr Zeit zur Verfügung hat, um im Tageslicht diverse Dinge zu tun - Cricket spielen, im Garten arbeiten oder Fahrradfahren sind die Vorschläge von Hudson. Er merkt auch an, dass man das Prinzip auch einfach so machen könnte, ohne die Uhrzeit zu ändern. Wir könnten ja auch einfach im Sommer früher aufstehen als im Winter. Aber das wäre zu kompliziert; denn dann müsste man ja auch die Öffnungszeiten der Geschäfte entsprechend ändern, die Abfahrtszeiten der Züge, und so weiter. Eine einfache Umstellung der Uhrzeit wäre viel weniger Aufwand.

Unabhängig von Hudson hat auch der britische Architekt William Willett im Jahr 1907 einen Vorschlag zur Einführung einer Sommerzeit gemacht. Angeblich ritt er eines Sommermorgens durch die Landschaft und stellte dabei fest, dass viele Fensterläden an den Häusern noch geschlossen und die Menschen im Bett waren. Das ist doch schade, hat er sich gedacht, wenn alle noch schlafen, kann niemand die schöne Natur im morgendlichen Licht genießen. Außerdem war er Golfer und hat sich daran gestört, wenn es abends früh dunkel wurde und er seine Runde abbrechen musste. So wie Hudson war auch er der Meinung, es wäre einfacher, wenn man die Uhrzeit umstellt, als die Menschen dazu zu bringen, morgens früher aufzustehen.

Aber weder Hudson noch Willett waren mit ihren Ideen erfolgreich. Vorerst zumindest. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Welt auch schon zusammengewachsen; zwar noch nicht so eng wie heute, aber es gab doch jede Menge Verbindungen zwischen den Nationen und vor allem der grenzübergreifende Eisenbahnverkehr war ein großes Hindernis für eine Zeitumstellung. Denn wenn man das nicht einheitlich macht, in allen Länder, gibt es großes Chaos. Und deswegen war es überraschenderweise der 1. Weltkrieg, der der Sommerzeit zum Durchbruch verholfen hat. Nach Kriegsausbruch gab es quasi keinen länderübergreifenden Eisenbahnverkehr mehr; das Problem fiel also weg. Außerdem ist so ein Krieg teuer und wenn man sich die künstliche Beleuchtung am Abend sparen kann, spart man auch Energie. Also wurde am 30. April 1916 im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn erstmals eine Sommerzeit per Gesetz für ein ganzes Land eingeführt. Andere Länder folgten, nach Ende des Krieges ging man aber wieder zur Normalzeit zurück. In den meisten zumindest; aber jetzt, wo man das mit der Zeitumstellung schon mal ausprobiert hatte, experimentierten immer wieder Länder mit verschiedenen Arten von Sommer- und Winterzeit. Im Zweiten Weltkrieg gab es wieder Sommerzeit in vielen Ländern, auch Deutschland führte sie wieder ein. Und schaffte sie nach dem Krieg wieder ab.

In Europa gibt es erst seit den späten 1970er bzw. den 1980er Jahren längere Phasen der Zeitumstellung und mittlerweile ist das ganze durch EU-Gesetze geregelt, denen sich auch viele Nicht-EU-Länder angeschlossen haben, weil es eben wirklich unpraktisch ist, wenn die Uhrzeit der umliegenden Länder anders ist. Auch im Rest der Welt gibt es viele Länder mit Sommerzeit - und immer wieder, meistens dann, wenn die Uhr mal wieder umgestellt werden muss, auch jede Menge Kritik daran. Darauf will ich hier gar nicht eingehen; das würde zu weit und auch zu weit von der Astronomie weg führen. Dass man durch die Zeitumstellung heutzutage keine Energie mehr sparen kann, hat man mittlerweile festgestellt. Aber abgesehen von den Weltkriegen war das Energie-Argument auch nie der eigentliche Grund aus dem man die Sommerzeit eingeführt hat, sondern im wesentlichen die Argumente, die schon Willett und Hudson vorgebracht haben. Man will dafür sorgen, dass die Menschen mehr Zeit bei Sonnenlicht verbringen können und vor allem im Sommer nicht so viel vom hellen Tag verschlafen. Man hat Abends mehr Zeit, um Aktivitäten im Freien durchzuführen - und wenn man einen Job hat, der draußen stattfindet, dann ist es auch ganz praktisch, wenn man schon früh anfangen kann, wo es im Sommer draußen noch nicht so extrem heiß ist.

Die Kritik wird sich aber vermutlich nicht auflösen lassen. Denn die Astronomie kann man nicht ändern. In Mitteleuropa geht die Sonne eben im Winter später auf und früher unter als im Sommer. Und egal, wie wir es machen, wird es Phasen geben, wo es nicht optimal ist. Wenn man dauerhafte Sommerzeit einführt, dann gäbe es Tage im Winter, wo die Sonne erst gegen halb 10 Uhr aufgeht und wir den halben Vormittag in Dunkelheit verbringen müssen. Bei ständiger Normalzeit dagegen würde die Sonne im Sommer an manchen Tagen schon vor 4 Uhr früh am Himmel stehen. Die Zeitumstellung ist der Versuch, die Situation auszugleichen, mit der wir dank der geneigten Erdachse konfrontiert sind und an der wir nichts ändern können.

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Zeit ist ein fundamentales Thema. In der Wissenschaft, aber genau so in unserem Alltag. Die Uhrzeit ist wichtig für uns; wir organisieren unser gesamtes Leben nach dem, was die Uhr gerade anzeigt. Und gerade weil die Zeit so präsent in unserem Leben ist, vergessen wir gerne ihre astronomischen Ursprünge. Ein Tag ist das, was uns von der Rotation der Erde um ihre Achse vorgegeben wird. Diese Drehung unseres Planeten erzeugt den regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht. Dass wir diese Rotation in 24 Stunden einteilen, die wiederum in 60 Minuten zu je 60 Sekunden unterteilt werden, ist historischer Zufall; wir hätten genau so gut einen Tag mit 100 Stunden oder 10 Stunden organisieren können; das sind ja alles nur willkürliche Zeiteinheiten. Genau so wie unsere ganze Uhrzeit willkürlich ist. Definitiv nicht willkürlich sind dagegen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Darauf haben wir keinen Einfluss; morgens wird es hell und abends wieder finster. Das war schon immer so und das wird auch immer so sein.

Natürlich ist es wesentlich einfacher Dinge zu tun, wenn es hell ist und deswegen haben wir Menschen uns bei unseren Aktivitäten immer schon nach dem Stand der Sonne gerichtet. Allerdings macht es uns unsere Planet nicht einfach. Die Achse, um die sich unsere Erde dreht, ist ein wenig geneigt. Würde sie exakt senkrecht auf die Erdbahn stehen, dann wären dunkle Nacht und heller Tag immer gleich lang. Aber sie ist geneigt und das macht es kompliziert; zumindest für alle, die nicht in unmittelbarer Nähe des Äquators leben. Dort sind Tag und Nacht tatsächlich so gut wie gleich lang, hält man sich aber weiter nördlich oder südlich auf, ist man im Laufe des Jahres mit unterschiedlich langen Phasen von Helligkeit und Dunkelheit konfroniert.

Wenn im Sommer der Nordhalbkugel die nördliche Hemisphäre der Erde in Richtung der Sonne geneigt ist, dann ist der helle Tag auch deutlich länger als die dunkle Nacht. Im Winter ist es genau umgekehrt und es ist sehr viel länger dunkel als hell. Nur an zwei Tagen im Jahr - den Tag-und-Nacht-Gleichen im Herbst und Frühling haben wir genau so lange Tag wie Nacht.

Prinzipiell ist das alles kein Problem. Zumindest war das früher so. Da ist man halt dann aufgestanden, wenn es hell geworden ist, hat die Arbeit erledigt und wenn es dunkel war, ging's wieder ins Bett. Beziehungsweise war das ganz so einfach auch wieder nicht, aber wenn doch mal Arbeit nach Sonnenuntergang erledigt werden musste, gab es ja Kerzen, Feuer und so weiter. Außerdem war die Welt noch sehr viel landwirtschaftlicher und bäuerlicher geprägt und da hat es sich gut getroffen, dass da die arbeitsintensive Zeit von Frühjahr bis Frühherbst war und im Winter auf den Feldern eh nicht viel zu tun war, da konnte man auch zuhause bleiben. Aber so läuft die Welt ja schon lange nicht mehr. Wir haben aufgehört, uns bei der Arbeit am Stand der Sonne zu orientieren. Wir arbeiten dann, wann es uns die Zeit auf der Uhr sagt und wir organisieren auch unser Privatleben danach. Wenn wir um 8 Uhr morgens im Büro sein müssen, dann sind wir um 8 Uhr morgens im Büro, egal wo die Sonne da gerade steht.

Das alles führt dazu, dass wir im Winter meistens in kompletter Dunkelheit aus dem Bett müssen und unseren Tag beginnen, wenn es draußen noch Nacht ist und die neue Nacht schon wieder anfängt, bevor wir den Arbeitstag beendet haben. Im Sommer dagegen steht die Sonne meist schon lange am Himmel, bevor wir aus dem Bett kommen. Und das haben viele Menschen im Laufe der Zeit ein wenig unpraktisch gefunden. Und sich überlegt, ob man das nicht irgendwie anders organisieren kann, damit wir mehr vom Tag haben.

Wir können natürlich nichts daran ändern, wie die Erdachse ausgerichtet ist. Aber zumindest an der Uhrzeit könnte man doch was machen? Die könnte man doch einfach an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen - und genau das ist die Idee hinter der Zeitumstellung von Normalzeit auf Sommerzeit. Es wird oft behauptet, dass der amerikanische Universalgelehrte Benjamin Franklin der erste war, der die Idee für eine Sommerzeit gehabt hat. Das ist aber nicht ganz richtig. Franklin war Ende des 18. Jahrhunderts als Botschafter in Paris und hat dort 1784 einen nicht ganz ernst gemeinten Artikel in einer Zeitschrift geschrieben. Er erzählt, wie er um 6 Uhr morgens von einem lauten Geräusch geweckt wurde und dabei feststellen musste, dass die Sonne um diese Zeit schon am Himmel steht. Er schreibt: "Die Leser, die so wie ich nie die Sonne vor mittags gesehen haben, werden so wie ich höchst erstaunt sein zu hören, dass sie so früh aufgeht, insbesondere, da ich versichern kann, dass die Sonne scheint, sobald sie am Himmel steht! Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen!"

Wie gesagt - das war alles nicht ernst gemeint und Franklin wird mit Sicherheit nicht jeden Tag bis mittags geschlafen und an diesem Tag das erste Mal den Sonnenaufgang gesehen haben. Aber er nutzt die Gelegenheit für den Vorschlag, die Bevölkerung von Paris zu einem früheren Aufstehen zu überreden. Damit könne man jede Menge Geld sparen, weil man dann abends keine Kerzen mehr bräuchte und stattdessen morgens das kostenlose Sonnenlicht nutzen könne. Man müsste eben Strafen einführen, für alle, die Vorhänge oder ähnliches benutzen und bei Sonnenaufgang alle Kirchenglocken läuten und zur Sicherheit noch ein paar Kanonen abfeuern, damit wirklich alle rechtzeitig aufwachen. Und wer nach Sonnenuntergang noch unterwegs ist, sollte ebenfalls bestraft werden.

Mit einem ersthaften Vorschlag zur Einführung einer Sommerzeit hat das nichts zu tun. Der kam stattdessen vom neuseeländischen Insektenforscher George Hudson. 1867 geboren interessierte sich Hudson schon als Kind für Insekten, begann aber dann in einem Postamt zu arbeiten. Die abendlichen Stunden nach der Arbeit nutzte er dann gerne um in der Natur herumzustreifen und Insekten zu sammeln. Und das ging natürlich umso besser, je länger die Sonne noch schien. Vielleicht hat ihn das inspiriert, 1895 einen Artikel über die Sommerzeit zu schreiben. Damit man die langen Sommertage besser nutzen kann, schlägt er vor, die Uhren im Frühling zwei Stunden vorzustellen und im Herbst zwei Stunden zurück. Im Sommer würden dann alle Aktivitäten zwei Stunden früher stattfinden als sonst, womit man einerseits den früheren Sonnenaufgang und das morgendliche Licht besser nutzen könnte und andererseits am Abend mehr Zeit zur Verfügung hat, um im Tageslicht diverse Dinge zu tun - Cricket spielen, im Garten arbeiten oder Fahrradfahren sind die Vorschläge von Hudson. Er merkt auch an, dass man das Prinzip auch einfach so machen könnte, ohne die Uhrzeit zu ändern. Wir könnten ja auch einfach im Sommer früher aufstehen als im Winter. Aber das wäre zu kompliziert; denn dann müsste man ja auch die Öffnungszeiten der Geschäfte entsprechend ändern, die Abfahrtszeiten der Züge, und so weiter. Eine einfache Umstellung der Uhrzeit wäre viel weniger Aufwand.

Unabhängig von Hudson hat auch der britische Architekt William Willett im Jahr 1907 einen Vorschlag zur Einführung einer Sommerzeit gemacht. Angeblich ritt er eines Sommermorgens durch die Landschaft und stellte dabei fest, dass viele Fensterläden an den Häusern noch geschlossen und die Menschen im Bett waren. Das ist doch schade, hat er sich gedacht, wenn alle noch schlafen, kann niemand die schöne Natur im morgendlichen Licht genießen. Außerdem war er Golfer und hat sich daran gestört, wenn es abends früh dunkel wurde und er seine Runde abbrechen musste. So wie Hudson war auch er der Meinung, es wäre einfacher, wenn man die Uhrzeit umstellt, als die Menschen dazu zu bringen, morgens früher aufzustehen.

Aber weder Hudson noch Willett waren mit ihren Ideen erfolgreich. Vorerst zumindest. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Welt auch schon zusammengewachsen; zwar noch nicht so eng wie heute, aber es gab doch jede Menge Verbindungen zwischen den Nationen und vor allem der grenzübergreifende Eisenbahnverkehr war ein großes Hindernis für eine Zeitumstellung. Denn wenn man das nicht einheitlich macht, in allen Länder, gibt es großes Chaos. Und deswegen war es überraschenderweise der 1. Weltkrieg, der der Sommerzeit zum Durchbruch verholfen hat. Nach Kriegsausbruch gab es quasi keinen länderübergreifenden Eisenbahnverkehr mehr; das Problem fiel also weg. Außerdem ist so ein Krieg teuer und wenn man sich die künstliche Beleuchtung am Abend sparen kann, spart man auch Energie. Also wurde am 30. April 1916 im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn erstmals eine Sommerzeit per Gesetz für ein ganzes Land eingeführt. Andere Länder folgten, nach Ende des Krieges ging man aber wieder zur Normalzeit zurück. In den meisten zumindest; aber jetzt, wo man das mit der Zeitumstellung schon mal ausprobiert hatte, experimentierten immer wieder Länder mit verschiedenen Arten von Sommer- und Winterzeit. Im Zweiten Weltkrieg gab es wieder Sommerzeit in vielen Ländern, auch Deutschland führte sie wieder ein. Und schaffte sie nach dem Krieg wieder ab.

In Europa gibt es erst seit den späten 1970er bzw. den 1980er Jahren längere Phasen der Zeitumstellung und mittlerweile ist das ganze durch EU-Gesetze geregelt, denen sich auch viele Nicht-EU-Länder angeschlossen haben, weil es eben wirklich unpraktisch ist, wenn die Uhrzeit der umliegenden Länder anders ist. Auch im Rest der Welt gibt es viele Länder mit Sommerzeit - und immer wieder, meistens dann, wenn die Uhr mal wieder umgestellt werden muss, auch jede Menge Kritik daran. Darauf will ich hier gar nicht eingehen; das würde zu weit und auch zu weit von der Astronomie weg führen. Dass man durch die Zeitumstellung heutzutage keine Energie mehr sparen kann, hat man mittlerweile festgestellt. Aber abgesehen von den Weltkriegen war das Energie-Argument auch nie der eigentliche Grund aus dem man die Sommerzeit eingeführt hat, sondern im wesentlichen die Argumente, die schon Willett und Hudson vorgebracht haben. Man will dafür sorgen, dass die Menschen mehr Zeit bei Sonnenlicht verbringen können und vor allem im Sommer nicht so viel vom hellen Tag verschlafen. Man hat Abends mehr Zeit, um Aktivitäten im Freien durchzuführen - und wenn man einen Job hat, der draußen stattfindet, dann ist es auch ganz praktisch, wenn man schon früh anfangen kann, wo es im Sommer draußen noch nicht so extrem heiß ist.

Die Kritik wird sich aber vermutlich nicht auflösen lassen. Denn die Astronomie kann man nicht ändern. In Mitteleuropa geht die Sonne eben im Winter später auf und früher unter als im Sommer. Und egal, wie wir es machen, wird es Phasen geben, wo es nicht optimal ist. Wenn man dauerhafte Sommerzeit einführt, dann gäbe es Tage im Winter, wo die Sonne erst gegen halb 10 Uhr aufgeht und wir den halben Vormittag in Dunkelheit verbringen müssen. Bei ständiger Normalzeit dagegen würde die Sonne im Sommer an manchen Tagen schon vor 4 Uhr früh am Himmel stehen. Die Zeitumstellung ist der Versuch, die Situation auszugleichen, mit der wir dank der geneigten Erdachse konfrontiert sind und an der wir nichts ändern können.

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