Schmitts Festival of Light
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Angela Merkel hat ein Buch geschrieben. Richtig dicker Wälzer. Über 700 Seiten. „Freiheit“ heißt es und erscheint in dieser Woche. 16 Jahre Bundeskanzlerin aus der Ich-Perspektive. Sie wird damit Multi-Millionärin heißt es.
Klaas, Schmitti und Jakob schreiben keine Bücher. Sie waren auch nie Bundeskanzlerin. Sie publizieren nicht. Ihr Verlag heißt nicht Suhrkamp, nicht Kiepenheuer und Witsch. Ihr „Verlag“ ist ein aus Popeln, alten Amazon-Paketen und Pfeifes Reglers zusammen geschraubtes Studio. Ihr „Verlag“ heißt „Studio Bummens“. Dort sabbeln die drei jede Woche eine Speicherkarte mit ihren Leben voll. Aus Erlebtem werden Gigabytes. Aus Gigabytes ein Podcast. Das große Nichts. Sie bekommen keine Millionen. Sie bekommen gratis Holy-Brause.
Merkels Widersacher heißen Putin und Trump. Bei Baywatch heißen Widersacher: Ramon Roselli. Ihre Ich-Perspektive richtet sich auf Lichterketten. Ihnen fehlt ein Pinökel, deswegen müssen sie im Auto Formatradio hören. Sie verhandeln nicht zu Nordstream 2. Sie verhandeln Regeln fürs Klo. Sie verurteilen nicht Erdogan. Sie verurteilen Comedians die Terassenmöbel in einen Hotelkamin verbrennen.
Vielleicht ist es gut so. Vielleicht muss die Welt genauso sein? Unterhalter blasen das große Nichts, die Petitessen des Lebens mit Luft auf, damit sie noch leichter werden und bekömmlicher. Wie Aero Schokolade oder Mousse au Chocolat. Eben der Kern des Entertainments: die süße Leichtigkeit.
Vielleicht ist es genau richtig so, dass klügere Politiker sich um die großen Fragen des Zusammenlebens kümmern. Ganz ohne sie aufzupusten; das große Existenzielle klein machen, um es zu lösen, ohne Luft mit Sachlichkeit. Politik ohne Entertainment. Kein Wrestling. Trocken. Ein Wälzer. 16 Jahre in 700 Seiten.
Die aktuelle Folge „Baywatch Berlin“ heißt nicht „Freiheit“. Sie heißt "Schmitts Festival of Light" und hat 78 Minuten.
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