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Lorenz Jäger – Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens

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Dieses Buch bietet die Quintessenz eines Intellektuellen, der nie den Bezug zu den großen Lebensfragen verloren hat, über die Menschen seit Jahrtausenden nachdenken. Lorenz Jäger geht deshalb mit Selbstbewusstsein und Demut vor. Anstatt selbst drauflos zu ratgebern, bringt er Traditionen zum Sprechen und Schwingen, moderiert die großen Texte und Stimmen, vom Gilagemesch-Epos, der Bibel und den griechischen Epen bis zu Arno Schmidt und Joni Mitchell. Das ist anspruchsvoll, aber dank des unprätentiösen Tons immer zugänglich. In neunzehn Kapiteln geht es um Themen und Motive wie die Entfaltung des Unsterblichkeitsglaubens, Begräbnisrituale, die Lebensalter, das Leben-Geben und Leben-Nehmen, aber auch um das Nicht-Leben-Wollen, also die Selbsttötung.

Die Frühverstorbenen und die Uralten

Jäger umkreist die Todesahnungen früh verstorbener Genies wie Hauff, Kafka oder Georg Büchner, der nur zweiundzwanzig wurde, in seinen Werken aber so wirkt, als würde er die Bitterkeit von Jahrhunderten destillieren. Ein volles Leben muss nicht lang sein:
Achilles also stirbt jung. Er ist dafür der schönste unter den Männern, die vor Troja stehen, und der kühnste Krieger. Wir sehen einen James Dean der Antike. Erfüllt kann ein Leben ohne weite zeitliche Ausdehnung sein; auch Romeo und Julia mag man sich nicht alternd vorstellen.

Quelle: Lorenz Jäger – Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens

Auf der anderen Seite ergründet er die Lebenskunst derjenigen, die uralt wurden, wie Ernst Jünger oder Hans-Georg Gadamer. Gemeinsam ist ihnen, dass sie schon früh damit begonnen haben, weiträumig ins Überzeitliche, Überhistorische zu denken

Lob der Vergänglichkeit

Im Gegensatz zu den Tieren wissen Menschen, dass sie Geborene und deshalb auch Verfallende und Sterbende sind. Der Tod ist die Bedingung des Lebens und verleiht ihm den Reiz des Unwiederbringlichen. In diesem Sinn zitiert Jäger Thomas Manns Essay „Lob der Vergänglichkeit“. Verschwendet wäre solche Lebensklugheit an die neuen Biotech-Utopisten und Transhumanisten, die den Tod besiegen wollen, indem sie das Bewusstsein eines Menschen auf Datenträger laden und dann auf einen Klon übertragen. Jäger gibt ihnen Antwort:
Die Vision der Transhumanisten ist die furchtbarste, die man sich je von der Unsterblichkeit gemacht hat. Wenn die Menschen fünfhundert Jahre alt werden, würden Kinder nicht mehr gebraucht, eigentlich müssten sie dann verboten werden. (…) Utopien sehen meistens schön aus, betrachtet man sie aber näher, so ähneln sie einem Sanatorium – sie sind nur möglich, wenn man sich den Abbau aller Spannungen zwischen den Menschen ausmalt. Das hätte nicht mehr viel mit dem Menschen zu tun, wie er uns bekannt ist.

Quelle: Lorenz Jäger – Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens

Im Kapitel „Die Gräber“ entwickelt Jäger eine kurze Geschichte der Erd- und Feuerbestattung. Bei Homer werden Leichen der Helden feierlich verbrannt. Anders in der Bibel. Bei einem eingeäscherten Jesus wäre die Auferstehung weniger plausibel gewesen, weshalb die christlichen Kirchen bis vor kurzem die Feuerbestattung abgelehnt haben. Die Aufklärung plädierte auch aus antiklerikalen Motiven für die Kremierung. Dieser Stoßrichtung folgten der Nationalsozialismus, der die Feuerbestattung 1934 rechtlich gleichstellte, und die DDR. Heute dominieren zunehmend Asche und Urne. Ein unauffälliges, ressourcenschonendes und preisgünstiges Verschwinden scheint angeraten. Sagt dies – jenseits der Sonntagsreden über die „unantastbare Würde“ – etwas über den gegenwärtigen Wertverfall des Menschenlebens?

Um den eigenen Tod betrogen

Rilkes Sorge, dass der Mensch um seinen ureigenen Tod betrogen werde, erhält im modernen Medizinbetrieb mit seinen lebens- oder elendsverlängernden Maßnahmen neue Relevanz. Statt des eigenen Todes bekomme der Mensch das technisch Mögliche, schreibt Jäger. Wissenschaftliche Expertokratien wollen das Schicksal austreiben und sich die Verfügungsgewalt über das Leben und Sterben der Menschen aneignen. In seinem klugen, anregenden Buch animiert Lorenz Jäger zur „Wieder-Aneignung der enteigneten Künste des Lebens und Sterbens“. Das Schöne bei der Lektüre ist: Es geht ums große Ganze, aber immer mit dem scharfen, feinsinnigen Blick aufs Detail.
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Die Frühverstorbenen und die Uralten

Jäger umkreist die Todesahnungen früh verstorbener Genies wie Hauff, Kafka oder Georg Büchner, der nur zweiundzwanzig wurde, in seinen Werken aber so wirkt, als würde er die Bitterkeit von Jahrhunderten destillieren. Ein volles Leben muss nicht lang sein:
Achilles also stirbt jung. Er ist dafür der schönste unter den Männern, die vor Troja stehen, und der kühnste Krieger. Wir sehen einen James Dean der Antike. Erfüllt kann ein Leben ohne weite zeitliche Ausdehnung sein; auch Romeo und Julia mag man sich nicht alternd vorstellen.

Quelle: Lorenz Jäger – Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens

Auf der anderen Seite ergründet er die Lebenskunst derjenigen, die uralt wurden, wie Ernst Jünger oder Hans-Georg Gadamer. Gemeinsam ist ihnen, dass sie schon früh damit begonnen haben, weiträumig ins Überzeitliche, Überhistorische zu denken

Lob der Vergänglichkeit

Im Gegensatz zu den Tieren wissen Menschen, dass sie Geborene und deshalb auch Verfallende und Sterbende sind. Der Tod ist die Bedingung des Lebens und verleiht ihm den Reiz des Unwiederbringlichen. In diesem Sinn zitiert Jäger Thomas Manns Essay „Lob der Vergänglichkeit“. Verschwendet wäre solche Lebensklugheit an die neuen Biotech-Utopisten und Transhumanisten, die den Tod besiegen wollen, indem sie das Bewusstsein eines Menschen auf Datenträger laden und dann auf einen Klon übertragen. Jäger gibt ihnen Antwort:
Die Vision der Transhumanisten ist die furchtbarste, die man sich je von der Unsterblichkeit gemacht hat. Wenn die Menschen fünfhundert Jahre alt werden, würden Kinder nicht mehr gebraucht, eigentlich müssten sie dann verboten werden. (…) Utopien sehen meistens schön aus, betrachtet man sie aber näher, so ähneln sie einem Sanatorium – sie sind nur möglich, wenn man sich den Abbau aller Spannungen zwischen den Menschen ausmalt. Das hätte nicht mehr viel mit dem Menschen zu tun, wie er uns bekannt ist.

Quelle: Lorenz Jäger – Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens

Im Kapitel „Die Gräber“ entwickelt Jäger eine kurze Geschichte der Erd- und Feuerbestattung. Bei Homer werden Leichen der Helden feierlich verbrannt. Anders in der Bibel. Bei einem eingeäscherten Jesus wäre die Auferstehung weniger plausibel gewesen, weshalb die christlichen Kirchen bis vor kurzem die Feuerbestattung abgelehnt haben. Die Aufklärung plädierte auch aus antiklerikalen Motiven für die Kremierung. Dieser Stoßrichtung folgten der Nationalsozialismus, der die Feuerbestattung 1934 rechtlich gleichstellte, und die DDR. Heute dominieren zunehmend Asche und Urne. Ein unauffälliges, ressourcenschonendes und preisgünstiges Verschwinden scheint angeraten. Sagt dies – jenseits der Sonntagsreden über die „unantastbare Würde“ – etwas über den gegenwärtigen Wertverfall des Menschenlebens?

Um den eigenen Tod betrogen

Rilkes Sorge, dass der Mensch um seinen ureigenen Tod betrogen werde, erhält im modernen Medizinbetrieb mit seinen lebens- oder elendsverlängernden Maßnahmen neue Relevanz. Statt des eigenen Todes bekomme der Mensch das technisch Mögliche, schreibt Jäger. Wissenschaftliche Expertokratien wollen das Schicksal austreiben und sich die Verfügungsgewalt über das Leben und Sterben der Menschen aneignen. In seinem klugen, anregenden Buch animiert Lorenz Jäger zur „Wieder-Aneignung der enteigneten Künste des Lebens und Sterbens“. Das Schöne bei der Lektüre ist: Es geht ums große Ganze, aber immer mit dem scharfen, feinsinnigen Blick aufs Detail.
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