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1985: Interview mit Ernst Schröder

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"Wenn ich weggegangen bin, heißt das nicht, dass ich nicht wiederkommen kann" - Ernst Schröder über seinen Rückzug von der Theaterbühne Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 28.7.94 war er ein „Charakterkopf“ und am gleichen Tag nannte ihn „Der Tagesspiegel“ - „Seine Majestät der Theaterkönig“. Ernst Schröder war in den 50er bis 70er-Jahren eine der profiliertesten Gestalten auf den deutschen Bühnen und im Film, der jedoch im Zenit seiner Karriere das Handtuch geworfen hat. Mit 23 bereits ein Star Zur Welt kam Ernst Schröder am 27.1.1915 im westfälischen Wanne-Eickel. Nach dem Abitur schwankte er zwischen einem Studium der Germanistik und der Architektur, doch das Schicksal hielt für ihn etwas anderes bereit: nachdem der Bochumer Theater-Intendant Saladin Schmitt die Bühnen-Entwürfe von Ernst Schröder gesehen hatte, ernannte er ihn kurzerhand zu seinem Assistenten. Der Weg in die Welt der Bühnenbretter war nun eingeschlagen. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Ernst Schröder in Bielefeld und in Kiel, doch sein „richtiges“ Debüt sollte in Berlin erfolgen. Im Alter von 23 Jahren kam der junge Schauspieler schließlich nach Berlin, wo er am Schiller-Theater bei Heinrich George in Schillers "Kabale und Liebe" die Rolle des Ferdinand angeboten bekam. Und Berlin sollte auch die Stadt seiner größten Triumphe auf der Bühne werden. Eine Koryphäe des Berliner Theaters Das Repertoire von Ernst Schröder wuchs ständig: er spielte alles, von der Antike bis zur Gegenwart. Als großer Charakterdarsteller wuchs er bald in den Rollentypus des tragischen, vom Schicksal gezeichneten Helden, des traurigen Schurken hinein. Unvergessen bleiben seine Leistungen in „Woyzeck“ von Georg Büchner, in Samuel Becketts "Warten auf Godot“ und in dem absurden Theaterstück “Endspiel", oder auch in „Tote ohne Begräbnis" von Jean-Paul Sartre, um nur einige wenige zu nennen. Ernst Schröder wurde zu einer Koryphäe des Berliner Theaters, die nach eigenen Worten die Kunst als "Leidenschaft zur Demaskierung" verstand. Doch so sehr er sich dem Theater verbunden fühlte, scheute der Schauspieler auch nicht davor, sich vor die Kamera zu stellen. Eine verwirrte Witwe Zum ersten Mal stand Ernst Schröder 1939 vor der Filmkamera: in dem Streifen „Fahrt ins Leben“ von Bernd Hofmann spielte er den jungen Kadetten Christian Wagner. Es war eine ziemlich einfach gestrickte Geschichte über Männerfreudschaft, Kameradschaft und Eifersucht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges folgten noch einige Filme mit Ernst Schröder – noch 1944 spielte er an der Seite von Heinrich George in dem Propagandafilm „Die Degenhardts“ – doch das Gros seines filmischen Schaffens sollte erst nach 1945 entstehen. Nach überstandener Kriegsgefangenschaft kehrte Ernst Schröder nicht nur auf die Bühne, sondern auch auf die Leinwand zurück. So spielte er 1949 etwa an der Seite von Fritz Kortner in dem berühmten Streifen „Der Ruf“ mit, oder auch 1954 in dem Film „Rittmeister Wronski“ von Ulrich Erfurth. Der Perfektionist Schröder stellte sein Talent besonders in dem Film „Stresemann“ von Alfred Braun unter Beweis. „Die Zeit“ vom 5.8.94 wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: „… liest er alles vom und über den Außenminister der Weimarer Republik, kann dessen Unterschrift perfekt nachkritzeln, übernimmt fleißig unbewusst den Gang des Politikers und stürzt die zur Premiere aus New York anreisende Witwe in Verwirrung: Schröder spricht im Tonfall ihres Mannes.“ Insgesamt spielte Ernst Schröder in knapp sechs Dutzend Filmen mit, dennoch - seine große Leidenschaft galt dem Theater, dem er aber später den Rücken kehren sollte. Der Aussteiger Im Jahr 1975 sollte Ernst Schröder in einer „Lear“-Inszenierung einen Pappkopf mit übergezogenem Strumpf tragen. Dies soll der Anlass für ihn gewesen sein, das Theater zu verlassen und in die Toskana auszuwandern. Doch die Anziehungskraft der Bühne war stärker: auf seinem italienischen Weingut ließ er eine Scheune in ein Theater umbauen. Zur Einweihung wurde das Stück „Galileo Galilei“ von Bertolt Brecht gespielt. Und immer wieder ließ sich Ernst Schröder zu einer Rolle überreden. Den Fernsehzuschauern blieb er besonders in Erinnerung dank dem Film "Der Aufstieg - Ein Mann geht verloren", in dem er die Hauptrolle übernahm. Zu sehen war er unter anderem auch in den Krimiserien „Derrick“ oder auch „Der Alte“. Ernst Schröder starb am 26.7.94 in Berlin. Zahlreiche Gazetten ehrten den Schauspieler in ihren Nachrufen. So titelte etwa „Der Tagesspiegel“ vom 28.7.94 seine Würdigung: „Seine Majestät der Theaterkönig zeigte uns den Menschen nackt“. Im April 1985 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Ernst Schröder über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
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"Wenn ich weggegangen bin, heißt das nicht, dass ich nicht wiederkommen kann" - Ernst Schröder über seinen Rückzug von der Theaterbühne Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 28.7.94 war er ein „Charakterkopf“ und am gleichen Tag nannte ihn „Der Tagesspiegel“ - „Seine Majestät der Theaterkönig“. Ernst Schröder war in den 50er bis 70er-Jahren eine der profiliertesten Gestalten auf den deutschen Bühnen und im Film, der jedoch im Zenit seiner Karriere das Handtuch geworfen hat. Mit 23 bereits ein Star Zur Welt kam Ernst Schröder am 27.1.1915 im westfälischen Wanne-Eickel. Nach dem Abitur schwankte er zwischen einem Studium der Germanistik und der Architektur, doch das Schicksal hielt für ihn etwas anderes bereit: nachdem der Bochumer Theater-Intendant Saladin Schmitt die Bühnen-Entwürfe von Ernst Schröder gesehen hatte, ernannte er ihn kurzerhand zu seinem Assistenten. Der Weg in die Welt der Bühnenbretter war nun eingeschlagen. Erste Bühnenerfahrungen sammelte Ernst Schröder in Bielefeld und in Kiel, doch sein „richtiges“ Debüt sollte in Berlin erfolgen. Im Alter von 23 Jahren kam der junge Schauspieler schließlich nach Berlin, wo er am Schiller-Theater bei Heinrich George in Schillers "Kabale und Liebe" die Rolle des Ferdinand angeboten bekam. Und Berlin sollte auch die Stadt seiner größten Triumphe auf der Bühne werden. Eine Koryphäe des Berliner Theaters Das Repertoire von Ernst Schröder wuchs ständig: er spielte alles, von der Antike bis zur Gegenwart. Als großer Charakterdarsteller wuchs er bald in den Rollentypus des tragischen, vom Schicksal gezeichneten Helden, des traurigen Schurken hinein. Unvergessen bleiben seine Leistungen in „Woyzeck“ von Georg Büchner, in Samuel Becketts "Warten auf Godot“ und in dem absurden Theaterstück “Endspiel", oder auch in „Tote ohne Begräbnis" von Jean-Paul Sartre, um nur einige wenige zu nennen. Ernst Schröder wurde zu einer Koryphäe des Berliner Theaters, die nach eigenen Worten die Kunst als "Leidenschaft zur Demaskierung" verstand. Doch so sehr er sich dem Theater verbunden fühlte, scheute der Schauspieler auch nicht davor, sich vor die Kamera zu stellen. Eine verwirrte Witwe Zum ersten Mal stand Ernst Schröder 1939 vor der Filmkamera: in dem Streifen „Fahrt ins Leben“ von Bernd Hofmann spielte er den jungen Kadetten Christian Wagner. Es war eine ziemlich einfach gestrickte Geschichte über Männerfreudschaft, Kameradschaft und Eifersucht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges folgten noch einige Filme mit Ernst Schröder – noch 1944 spielte er an der Seite von Heinrich George in dem Propagandafilm „Die Degenhardts“ – doch das Gros seines filmischen Schaffens sollte erst nach 1945 entstehen. Nach überstandener Kriegsgefangenschaft kehrte Ernst Schröder nicht nur auf die Bühne, sondern auch auf die Leinwand zurück. So spielte er 1949 etwa an der Seite von Fritz Kortner in dem berühmten Streifen „Der Ruf“ mit, oder auch 1954 in dem Film „Rittmeister Wronski“ von Ulrich Erfurth. Der Perfektionist Schröder stellte sein Talent besonders in dem Film „Stresemann“ von Alfred Braun unter Beweis. „Die Zeit“ vom 5.8.94 wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: „… liest er alles vom und über den Außenminister der Weimarer Republik, kann dessen Unterschrift perfekt nachkritzeln, übernimmt fleißig unbewusst den Gang des Politikers und stürzt die zur Premiere aus New York anreisende Witwe in Verwirrung: Schröder spricht im Tonfall ihres Mannes.“ Insgesamt spielte Ernst Schröder in knapp sechs Dutzend Filmen mit, dennoch - seine große Leidenschaft galt dem Theater, dem er aber später den Rücken kehren sollte. Der Aussteiger Im Jahr 1975 sollte Ernst Schröder in einer „Lear“-Inszenierung einen Pappkopf mit übergezogenem Strumpf tragen. Dies soll der Anlass für ihn gewesen sein, das Theater zu verlassen und in die Toskana auszuwandern. Doch die Anziehungskraft der Bühne war stärker: auf seinem italienischen Weingut ließ er eine Scheune in ein Theater umbauen. Zur Einweihung wurde das Stück „Galileo Galilei“ von Bertolt Brecht gespielt. Und immer wieder ließ sich Ernst Schröder zu einer Rolle überreden. Den Fernsehzuschauern blieb er besonders in Erinnerung dank dem Film "Der Aufstieg - Ein Mann geht verloren", in dem er die Hauptrolle übernahm. Zu sehen war er unter anderem auch in den Krimiserien „Derrick“ oder auch „Der Alte“. Ernst Schröder starb am 26.7.94 in Berlin. Zahlreiche Gazetten ehrten den Schauspieler in ihren Nachrufen. So titelte etwa „Der Tagesspiegel“ vom 28.7.94 seine Würdigung: „Seine Majestät der Theaterkönig zeigte uns den Menschen nackt“. Im April 1985 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Ernst Schröder über seine Karriere. Autor: Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
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