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«Maifliegenzeit»: Matthias Jügler über vorgetäuschten Säuglingstod in der DDR
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«Eine grössere Leerstelle kann ich mir nicht vorstellen», sagt Matthias Jügler über die Kinder, die in der DDR unmittelbar nach der Geburt für tot erklärt und zur Adoption an kinderlose Parteikader weitergegeben wurden. Was wie eine Räuberpistole klingt, ist belegt, auch wenn eine grosse Dunkelziffer vermutet wird. Matthias Jügler, der 1984 in der DDR geboren wurde, interessiert aber weniger der Krimi-Aspekt dieser ungeheuerlichen Vorkommnisse. Er geht in seinem neuen Roman der Frage nach, wie Eltern und Kinder mit einem solchen Schicksal leben – mit der Ungewissheit, der Suche und eben der Leere. Der Vater in «Maifliegenzeit» findet etwas Ruhe beim Fischen. Matthias Jügler ist selbst ein passionierter Fischer. Das Interview verlegte er deshalb in die Wolkensteiner Schweiz am Eingang zum Erzgebirge. Der Roman spielt zwar in einer anderen Gegend, aber dort fische es sich nicht so gut wie an der Zschopau. Tatsächlich biss eine Forelle an, kaum dass Matthias Jügler einen Maifliegenköder übers Wasser tanzen liess Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Matthias Jügler. Maifliegenzeit. 153 Seiten. Penguin Verlag, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Matthias Jügler, Buchautor Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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«Eine grössere Leerstelle kann ich mir nicht vorstellen», sagt Matthias Jügler über die Kinder, die in der DDR unmittelbar nach der Geburt für tot erklärt und zur Adoption an kinderlose Parteikader weitergegeben wurden. Was wie eine Räuberpistole klingt, ist belegt, auch wenn eine grosse Dunkelziffer vermutet wird. Matthias Jügler, der 1984 in der DDR geboren wurde, interessiert aber weniger der Krimi-Aspekt dieser ungeheuerlichen Vorkommnisse. Er geht in seinem neuen Roman der Frage nach, wie Eltern und Kinder mit einem solchen Schicksal leben – mit der Ungewissheit, der Suche und eben der Leere. Der Vater in «Maifliegenzeit» findet etwas Ruhe beim Fischen. Matthias Jügler ist selbst ein passionierter Fischer. Das Interview verlegte er deshalb in die Wolkensteiner Schweiz am Eingang zum Erzgebirge. Der Roman spielt zwar in einer anderen Gegend, aber dort fische es sich nicht so gut wie an der Zschopau. Tatsächlich biss eine Forelle an, kaum dass Matthias Jügler einen Maifliegenköder übers Wasser tanzen liess Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Matthias Jügler. Maifliegenzeit. 153 Seiten. Penguin Verlag, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Matthias Jügler, Buchautor Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Die deutsche Autorin Ruth-Maria Thomas, 31 Jahre jung, hat mit «Die schönste Version» ein Debüt geschrieben, das lange nachhallt: eine Mischung aus Coming-of-Age-Roman und Psycho-Thriller. Literaturredaktorin Katja Schönherr ist vor allem von Thomas’ psychologischem Gespür beeindruckt. In «Die schönste Version» geht es um Jella Nowak, eine Frau in ihren Zwanzigern, die gerade ihren Freund bei der Polizei angezeigt hat: Yannick, ihre grosse Liebe. Er hat sie im Streit gewürgt, ihr gedroht, sie umzubringen. Sie hat es gerade noch geschafft zu entkommen. Nun liegt sie zu Hause in ihrem einstigen Kinderzimmer und lässt Revue passieren, wie es dazu kam: Beim Lesen erfährt man von ihrem Aufwachsen in einer ostdeutschen Kleinstadt, von ihren ersten sexuellen Erfahrungen – und davon, wie sie Yannick kennenlernt, sich verliebt und bald dazu übergeht, ihm immer alles recht machen zu wollen, damit er bloss nicht ausrastet. Dabei hatte die Beziehung doch so vielversprechend begonnen… «Die schönste Version» ist eine Mischung aus Coming-of-Age-Roman und Psycho-Thriller. Auf alle Fälle ein Buch, das man nicht mehr weglegt. Für diese Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch» hat sich SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr mit der Autorin unterhalten. Eines ihrer Themen: Wie man über Sex schreibt, ohne dass es peinlich wird. Denn an Sex-Szenen (schönen wie schlimmen) mangelt es nicht in diesem Buch. Und Ruth-Maria Thomas hat wirklich ein Händchen dafür. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: · Ruth-Maria Thomas. Die schönste Version. 272 Seiten. Rowohlt, 2024. Im Podcast zu hören ist: Ruth-Maria Thomas, Autorin. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur…
Jens Steiner, Gewinner des Schweizer Buchpreises des Jahres 2013, erreicht mit seinem neuen Roman «Die Ränder der Welt» neue Dimensionen. Nach den eher kammerspielartigen Romanen der letzten Jahre legt er nun ein Erzählwerk vor, das mehrere Jahrzehnten umfasst und um die ganze Welt führt. Ausgangspunkt dieses grossangelegten Erzählwerks, an dem Jens Steiner vier Jahre lang gearbeitet hat, ist ein eingemeindetes Fischerdorf im Norden Basels. Kleinhüningen. Ein Arbeiterquartier, das kaum mehr zur Schweiz gehört und trotzdem ihr Tor zur Welt ist. Von dort aus begibt sich Kristian, Jens Steiners Hauptfigur, auf eine lebenslängliche Reise, die ihn in die Künstlerszene Kopenhagens, nach Italien und in die Weiten Patagoniens führt. Immer mit dabei: der Bezugspunkt Mikkel, ein Jugendfreund aus Kleinhüningen, dessen manipulatives Wesen sich nur mit grösster Mühe überwinden lässt. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: · Jens Steiner. Die Ränder der Welt. 304 Seiten. Hoffmann und Campe, 2024. Im Podcast zu hören ist: Jens Steiner, Schriftsteller. Das Gespräch wurde aufgenommen auf einem langen Spaziergang durchs eingeschneite Kleinhüningen bis hinaus zum Dreiländereck. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch. Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur.…
Im Roman «Weiter nach Osten» fährt ein junger russischer Rekrut in der Eisenbahn zur Soldatenausbildung in Ostsibirien – zusammen mit anderen Wehrpflichtigen eingepfercht im 3. Klasse-Abteil. Er will desertieren. Eine unbekannte französische Touristin hilft ihm – aus Menschenpflicht. «Weiter nach Osten» ist bereits 2012 im französischen Original erschienen und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor. Es sei mittlerweile «von der Aktualität überholt» worden, sagt Host Felix Münger. Die Geschichte des Rekruten, welcher der brutalen Soldatenausbildung im diktatorischen Staat zu entkommen versucht, lässt an die Hunderttausenden denken, die im verbrecherischen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ums Leben kommen. Co-Host Simon Leuthold ist fasziniert von der betörenden Sprache von Maylis de Kerangal. Sie ist als Autorin weit über ihre Heimat Frankreich hinaus bekannt. Im Roman gelingt es ihr, innere Monologe ihres Protagonisten mit hyperrealistischen Schilderungen der Weiten Sibiriens zu verweben. Und gleichzeitig herauszuarbeiten, wie dank mitfühlendem Handeln selbst in ausweglos scheinenden Situationen Hoffnung gedeihen kann. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: · Maylis de Kerangal: Weiter nach Osten, aus dem Französischen von Andrea Spingler, Suhrkamp 2024. Im Podcast zu hören sind: · Maylis de Kerangal, Buchautorin · Calum MacKenzie, SRF-Russlandkorrespondent Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur.…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Caroline Wahls Romane «22 Bahnen» und «Windstärke 17» erzählen die Geschichte zweier Schwestern, die bei einer verwahrlosten, alkoholsüchtigen Mutter aufwachsen und ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben finden müssen. Im Roman «22 Bahnen» erzählt Tilda aus ihrer Perspektive. Sie ist die ältere Schwester, mathematisch begabt, jobbt in einem Supermarkt, schwimmt täglich ihre 22 Bahnen, sorgt sich um die kleine Schwester und verliebt sich. Sie zieht nach Hamburg, wo sie an der Universität ein Stipendium hat. In «Windstärke 17» strandet Ida, die jüngere Schwester, an der Ostsee und versucht verzweifelt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie sucht nach Orientierung und einem neuen Leben, fernab schmerzhafter Erinnerungen an ihre Kindheit. In «Literaturclub: Zwei mit Buch» tauchen die beiden Hosts in die Geschichten der Schwestern ein und lassen auch Caroline Wahl zu Wort kommen, über ihren Erfolg, das Schreiben und über das Finden von Figuren. Diese Bücher stehen im Zentrum der Folge: · Caroline Wahl. 22 Bahnen. 208 Seiten. Dumont, 2023. · Caroline Wahl. Windstärke 17. 255 Seiten. Dumont, 2024. Im Podcast zu hören ist: Caroline Wahl, Schriftstellerin. Sie war live zu Gast an der BuchBasel. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur.…
Auch «Der Chor», der fünfte Roman der deutschen Autorin Anna-Katharina Hahn, nimmt Alltag so ins Visier, dass man ihn ganz neu entdecken kann, findet Host Franziska Hirsbrunner. Wie in einem Wimmelbild verweben sich Chorbeziehungen mit den Abgründen des Lebens. Schauplatz ist Stuttgart, wie so oft bei Anna-Katharina Hahn. Dort trifft sich ein Laienchor von Frauen wöchentlich zur Probe. Eine junge estnische Musikstudentin leitet ihn. Gesungen werden nur die Lieblingslieder der Frauen. Gesellschaftliche und politische Krisen, zum Beispiel der Krieg in der Ukraine oder die Folgen der Corona-Pandemie, finden genauso Eingang ins Chorgeschehen wie die Lebenssituationen der Sängerinnen. Und ihre Freundschaften untereinander sind so kitschfrei, wie ihre Feindschaften komplex sind. Ein Roman voller Überraschungen – berührend und rasant erzählt. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: · Anna-Katharina Hahn. Der Chor. 282 Seiten. Suhrkamp Verlag. · Lied (Frauenchor Morsbacher Singkreis): Dat du min Leevsten büst. Aus: Musikdirektor FDB Gerhard Schneider und seine Chöre: Stimmungsbilder. j.b.music, Track 18. Im Podcast zu hören sind: · Anna Katharina Hahn, Schriftstellerin Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Depressionen, Superkräfte, märchenhafte Mischwesen, Augentropfen. Darum geht es im neuen Roman von Joshua Groß, der sich an grosse Fragen des menschlichen Zusammenlebens heranwagt: Wie stützen wir einander? Wann und unter welchen Umständen helfen wir einander? Wann dürfen wir es nicht? Sie sind ein ungleiches Paar: Lenell, der schwer depressive Seismologe, und Helen, die Künstlerin mit übermenschlichen Fähigkeiten. Könnte sie ihm seine kreiselnden Gedanken abnehmen oder sie ihm gar telekinetisch austreiben? Oder kann vielleicht der Spechtmensch dabei helfen? Innerhalb dieser surreal anmutenden Anlage verhandelt Joshua Groß grosse ethische Fragen: Wie weit reicht die Verantwortung einem depressiven Partner gegenüber? Was braucht es, um aus gedanklichen Abwärtsspiralen ausbrechen zu können? Ein sprachlich kühnes Buch, das viel Raum zum Nachdenken eröffnet, findet Host Simon Leuthold. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Joshua Groß: Plasmatropfen. 263 Seiten. Matthes & Seitz, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Joshua Groß, Buchautor Weitere erwähnte Bücher: * Franz Hohler: Das Päckchen. Luchterhand, 2017. * Christian Kracht: Faserland. Kiepenheuer & Witsch, 1995. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Weitere Informationen und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Ein italienisches Bergdorf, in dem es jedem Sterbenden zusteht, noch einmal von seinem Leben zu erzählen. Davon handelt der neue Roman des Schweizer Schriftstellers Vincenzo Todisco. Es ist ein leises, atmosphärisches und virtuos geschriebenes Buch, findet Katja Schönherr. Wenn Sie wählen könnten: Was würden Sie sich für Ihre allerletzten Stunden wünschen? Einen Menschen an Ihrer Seite? Einen, der bei Ihnen sitzt? Ihnen zuhört? Ihnen abnimmt, was noch auf der Seele liegt? Das jedenfalls ist das Abschiedsritual, das in Gruma jedem Sterbenden zusteht. Gruma ist das fiktive italienische Bergdorf, in dem Vincenzo Todisco seinen neuen Roman «Der Geschichtenabnehmer» spielen lässt. Liegt in Gruma jemand im Sterben, so ist es seit Jahrhunderten Tradition, dass ein sogenannter Geschichtenabnehmer herbeieilt. Am Sterbebett steht ein Stuhl für ihn bereit. Auf diesen wird er sich setzen, nichts sagen, einfach zuhören. Der Geschichtenabnehmer in Todiscos Roman ist der Junge Walter. Im Alter von nur sieben Jahren wurde ihm die Aufgabe des Geschichtenabnehmens übertragen – und er nimmt sie ernst, sehr ernst. Mit der Zeit sammeln sich die verstummten Stimmen und deren Geschichten in seinem Kopf, und für Walter wird das Dasein als «Geschichtenabnehmer» zunehmend zu Belastung. Wird er diese Aufgabe ein Leben lang erfüllen können? Das ist eine der Fragen, um die sich der Roman dreht. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Vincenzo Todisco: «Der Geschichtenabnehmer». 252 Seiten. Atlantis, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Vincenzo Todisco, Schweizer Autor * Peter Hunn, ehrenamtlicher Sterbebegleiter beim Verein PACE Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentliche Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .…
Ein junger Mann erhält eine Stelle in einem Institut, das nicht nur Konzepte für eine Zukunft erarbeitet, sondern selbst auch ein Player ist. So gerät er in den Strudel von Macht und Machtmissbrauch und versucht, sich mit Anstand und Würde aus der Affäre zu ziehen. In seinem neusten Roman verarbeitet der letztjährige Gewinner des Schweizer Buchpreises Christian Haller seine Zeit bei. Ersten und berühmtesten Thinktank der Schweiz, beim Gottlieb-Duttweiler-Institut. Jetzt, die fünfzig Jahre später, schreibt er einen Roman über das fulminante Leben unter Mächtigen aber auch über die Folgen Macht und Machtmissbrauch in hohen Wirtschaftskreisen. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Christian Haller. Das Institut. Luchterhand, 2024 Im Podcast zu hören: * Christian Haller, Schriftsteller Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentliche Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Eine Mutter erfährt, dass sich ihr kleiner Sohn in der Schule vor einer Mitschülerin entblösst hat. Was ist mit ihm los? Die Verunsicherung der Mutter ist total. «Kleine Monster», der zweite Roman der Österreicherin Jessica Lind, ist für Host Felix Münger ein psychologisch raffinierter Familienroman, der gängige Bilder der Kindheit hinterfrage. Das Vorkommnis in der Schule weckt in der Mutter die Erinnerung an eine tabuisierte Katastrophe in ihrer eigenen Kindheit: Damals ertrank die jüngste Schwester. Die Umstände wurden nie geklärt. In der Familie verbreitete sich Misstrauen. Es vergiftete das Klima – und wirkte traumatisierend. Jessica Lind verschränkt in ihrem Roman das Damals mit dem Heute – und entlarvt die Vorstellung der «heilen Kindheit» als Illusion. Dieses Buch steht im Zentrum: * Jessica Lind: Kleine Monster. Hanser Berlin, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Jessica Lind, Schriftstellerin * Klaus Müller-Wille, Professor für nordische Sprachen und Literaturen, Uni Zürich Weiter erwähnte Bücher: * Christopher Franzen: Crossroads, aus dem Englischen von Bettina Abarbanell. Rowohlt 2021. * Philipp Oehmke: Schönwald. Piper, 2023. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Die Frage Zeit falte sich im Alter plötzlich anders auf, sagt Sabine Peters: «Was ist die eigene Lebenszeit? Was ist die Zeit des Lebens?» Mit «Die dritte Hälfte» hat sie ein nachdenkliches, aber auch vergnügliches Buch über ein Tabu-Thema geschrieben. Dass wir hinfällig und schliesslich sterben werden, verdrängen wir gerne. Da ist auch der Hausarzt, der im Zentrum von Sabine Peters Romans steht, keine Ausnahme. Hermann Dik, genannt Doc, fürchtet sich vor der Pensionierung, auch, weil er keinen Nachfolger findet und sich um seine Patientinnen und Patienten sorgt. Der Hausarzt, ein Auslaufmodell – Sabine Peters schreibt nahe an der Realität. Sie fächert ein packendes Wimmelbild auf und erzählt die Geschichte ihres Protagonisten und die der Menschen um ihn herum mit leichter Hand und Spass am rasanten Dialog. Immer wieder erlaubt sie dabei überraschende Blicke auf das Tabu-Thema Alter. Zum Beispiel, wenn eine ihrer Figuren fragt: «Welcher Mensch von über sechzig Jahren stellt sich noch die Frage, was er später sein will?» Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Sabine Peters. Die dritte Hälfte. 231 Seiten. Wallstein Verlag Weitere erwähnte Bücher: * Jean Améry. Über das Altern. 176 Seiten. Klett-Cotta Verlag * Didier Eribon. Eine Arbeiterin. Deutsch von Sonja Finck. 272 Seiten. Suhrkamp Verlag Im Podcast zu hören sind: * Sabine Peters, Buchautorin * Kurt Seifert, Sozialwissenschaftler Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .…
Ein brutaler Mord bewegt das Campusleben in Berkeley. Ein junger Mann verliert seinen Freund und stürzt sich ins Schreiben. Berkeley Kalifornien, Ende 1990iger Jahre: Zwei junge Studenten, Ken und Hua, lernen sich an der Uni kennen und werden Freunde. Sie sind unterschiedlich, trotzdem verbringen sie viel Zeit miteinander, diskutieren leidenschaftlich über Musik, Filme und Bücher. Diese Freundschaft endet abrupt, als Ken mit Anfang 20 ermordet wird. Hua, zutiefst erschüttert, schreibt jede Erinnerung an Ken auf und denkt in seinem autobiografischen Buch «Stay True» über Trauer, Freundschaft, Wahrhaftigkeit und Herkunft nach. Dadurch wird «Stay True» eine Hommage auf Ken, das Buch ist aber auch eine Reflexion über Identität, Herkunft und die Fragilität des Lebens. Jennifer Khakshouri und Michael Luisier unterhalten sich in «Literaturclub: Zwei mit Buch» über «Stay True. Memoir über Freundschaft», der mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Hua Hsu. Stay True. 232 Seiten. AKI Verlag, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Hua Hsu, Autor von «Stay True» Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur <../../../programinfo/add/srf.ch/literatur> .…
Wie wurde aus der jungen, offenen, an Kunst und Fremdsprachen interessierten Magda Quandt die flammende Nationalsozialistin und «Übermutter des Dritten Reichs» Magda Goebbels? Diesen Weg zeichnet Nora Bossong in ihrem neuen Roman nach, anhand eines kaum bekannten Weggefährten. Die Frage, wo die spätere Magda Goebbels in ihrem Leben anders hätte abbiegen können, ist zentral für Nora Bossongs Roman, weil die heimliche First Lady des «Dritten Reichs» auch symbolisch für das steht, was mit Deutschland in der Zeit geschieht. Und sie drängt sich auf, weil die Autorin eine überraschende Perspektive für ihr Buch wählt: Der Ich-Erzähler führte einst eine Beziehung mit Magda – für ihn, der später im «Dritten Reich» als Funktionär Karriere macht, ein Weg, seine Homosexualität zu verbergen, für sie ein Weg, aus ihrer ersten Ehe auszubrechen. Nora Bossong bietet ungeschönte Einblicke in die Abgründe der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie: Ein unbequemes, aber höchst beeindruckendes Buch, findet Host Simon Leuthold. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Nora Bossong. Reichskanzlerplatz. 295 Seiten. Suhrkamp, 2024. Im Podcast zu hören ist: * Nora Bossong, Buchautorin Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch <%20literatur@srf.ch> Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur <%20literatur@srf.ch> .…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Nach 60 Jahren hat sich die Schweizer Schriftstellerin Zora del Buono auf die Suche nach dem Mann gemacht, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Daraus entstanden ist «Seinetwegen», ein sehr behutsames Buch über Schuld. 1963: Zora del Buono war gerade einmal acht Monate alt, als ihr Vater bei einem Autounfall in der Ostschweiz ums Leben kam. Der tote Vater – er wurde zur Leerstelle in del Buonos Leben. Sie wuchs allein bei ihrer Mutter auf. Über den Unfall geredet wurde kaum. Jetzt, mit Anfang 60, überkam del Buono das Bedürfnis, mehr darüber zu erfahren, wie sich der Unfall damals zugetragen hat. Sie wollte den Verursacher finden, der mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf der Landstrasse unterwegs gewesen war. Wie hat er all die Jahre gelebt mit seiner Schuld? Was war er für ein Mensch? War er wirklich der Hallodri, als der er in ihrer Familie immer galt? Diese Fragen hat sich del Buono gestellt und ihre Recherche schreibend begleitet. Herausgekommen ist das Buch «Seinetwegen». Keine plumpe Anklageschrift, sondern ein behutsames Buch über Schuld, das zeigt, wie schnell ein Unfall binnen weniger Sekunden das Leben mehrerer Menschen verändern – oder gar beenden – kann. Für diese Folge von «Literaturclub: Zwei mit Buch» hat sich SRF-Literaturredaktorin Katja Schönherr mit Zora del Buono auf dem Friedhof Fluntern in Zürich getroffen – am Grab des Vaters. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: Zora del Buono: «Seinetwegen». 204 Seiten. C.H. Beck, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Zora del Buono, Schweizer Autorin * Dr. Gianclaudio Casutt, Verkehrspsychologe Weitere, im Podcast erwähnte Bücher: * Zora del Buono: «Die Marschallin». 384 Seiten. Diogenes, 2022. * Zora del Buono: «Gotthard». 160 Seiten. Diogenes, 2024. Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch <../../../programinfo/add/Bei%20Fragen%20oder%20Anregungen%20schreibt%20uns:%20literatur@srf.ch.%20%20Mehr%20Literatur%20und%20den%20wöchentlichen%20Literaturnewsletter%20gibt%20es%20unter%20srf.ch/literatur.> . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur <../../../programinfo/add/Bei%20Fragen%20oder%20Anregungen%20schreibt%20uns:%20literatur@srf.ch.%20%20Mehr%20Literatur%20und%20den%20wöchentlichen%20Literaturnewsletter%20gibt%20es%20unter%20srf.ch/literatur.> .…
Heinrich Steinfest schreibt über Kunst. Und schafft damit selbst ein Kunstwerk. Gekonnt erzählt und sprachlich brillant nimmt es uns mit auf eine Abenteuerreise, die bis nach Japan führt. Immer auf der Suche nach dem Geheimnis eines unverhofft aufgetauchten Bildes. Das Bild heisst «Sprung in die Leere» und stammt von einer verschollenen Frau. Es zeigt praktisch dasselbe Motiv wie ein sehr bekanntes Bild des französischen Künstlers Yves Klein mit demselben Titel, nur dass bei Yves Klein ein Mann ins Leere springt und bei der unbekannten Frau eine Frau. Der Clou dabei: Das Bild der Frau ist drei Jahre älter als das des weltbekannten Künstlers. Warum ist das so? Und wo ist die Frau geblieben? Heinrich Steinfest schickt die Enkelin der verschollenen Frau auf die Suche nach ihr. Bald wird klar, dass die Frau genug Spuren hinterlassen hat, um sie – falls sie denn noch lebt – tatsächlich auch zu finden. Sicher aber ist die Anlage des Buches ein wunderbarer Ausgangspunkt für einen begnadeten Erzähler wie Heinrich Steinfest. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Heinrich Steinfest. Sprung ins Leere. 496 Seiten. Piper Verlag, 2024. Im Podcast zu hören sind: * Heinrich Steinfest, Buchautor * Ann Demeester. Direktorin des Kunsthaus Zürich Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch <../add/Das%20Bild%20heisst%20«Sprung%20in%20die%20Leere»%20und%20stammt%20von%20einer%20verschollenen%20Frau.%20Es%20zeigt%20praktisch%20dasselbe%20Motiv%20wie%20ein%20sehr%20bekanntes%20Bild%20des%20französischen%20Künstlers%20Yves%20Klein%20mit%20demselben%20Titel,%20nur%20dass%20bei%20Yves%20Klein%20ein%20Mann%20ins%20Leere%20springt%20und%20bei%20der%20unbekannten%20Frau%20eine%20Frau.%20Der%20Clou%20dabei:%20Das%20Bild%20der%20Frau%20ist%20drei%20Jahre%20älter%20als%20das%20des%20weltbekannten%20Künstlers.%20%20Warum%20ist%20das%20so?%20Und%20wo%20ist%20die%20Frau%20geblieben?%20Heinrich%20Steinfest%20schickt%20die%20Enkelin%20der%20verschollenen%20Frau%20auf%20die%20Suche%20nach%20ihr.%20Bald%20wird%20klar,%20dass%20die%20Frau%20genug%20Spuren%20hinterlassen%20hat,%20um%20sie%20–%20falls%20sie%20denn%20noch%20lebt%20–%20tatsächlich%20auch%20zu%20finden.%20Sicher%20aber%20ist%20die%20Anlage%20des%20Buches%20ein%20wunderbarer%20Ausgangspunkt%20für%20einen%20begnadeten%20Erzähler%20wie%20Heinrich%20Steinfest.%20Dieses%20Buch%20steht%20im%20Zentrum%20der%20Folge:%20Heinrich%20Steinfest.%20Sprung%20ins%20Leere.%20496%20Seiten.%20Piper%20Verlag,%202024.%20Im%20Podcast%20zu%20hören%20sind:%20Heinrich%20Steinfest,%20Buchautor%20Ann%20Demeester.%20Direktorin%20des%20Kunsthaus%20Zürich%20Bei%20Fragen%20oder%20Anregungen%20schreibt%20uns:%20literatur@srf.ch%20Mehr%20Literatur%20und%20den%20wöchntlichen%20Literaturnewsletter%20gibt%20es%20unter%20srf.ch/literatur.> . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur <../add/Das%20Bild%20heisst%20«Sprung%20in%20die%20Leere»%20und%20stammt%20von%20einer%20verschollenen%20Frau.%20Es%20zeigt%20praktisch%20dasselbe%20Motiv%20wie%20ein%20sehr%20bekanntes%20Bild%20des%20französischen%20Künstlers%20Yves%20Klein%20mit%20demselben%20Titel,%20nur%20dass%20bei%20Yves%20Klein%20ein%20Mann%20ins%20Leere%20springt%20und%20bei%20der%20unbekannten%20Frau%20eine%20Frau.%20Der%20Clou%20dabei:%20Das%20Bild%20der%20Frau%20ist%20drei%20Jahre%20älter%20als%20das%20des%20weltbekannten%20Künstlers.%20%20Warum%20ist%20das%20so?%20Und%20wo%20ist%20die%20Frau%20geblieben?%20Heinrich%20Steinfest%20schickt%20die%20Enkelin%20der%20verschollenen%20Frau%20auf%20die%20Suche%20nach%20ihr.%20Bald%20wird%20klar,%20dass%20die%20Frau%20genug%20Spuren%20hinterlassen%20hat,%20um%20sie%20–%20falls%20sie%20denn%20noch%20lebt%20–%20tatsächlich%20auch%20zu%20finden.%20Sicher%20aber%20ist%20die%20Anlage%20des%20Buches%20ein%20wunderbarer%20Ausgangspunkt%20für%20einen%20begnadeten%20Erzähler%20wie%20Heinrich%20Steinfest.%20Dieses%20Buch%20steht%20im%20Zentrum%20der%20Folge:%20Heinrich%20Steinfest.%20Sprung%20ins%20Leere.%20496%20Seiten.%20Piper%20Verlag,%202024.%20Im%20Podcast%20zu%20hören%20sind:%20Heinrich%20Steinfest,%20Buchautor%20Ann%20Demeester.%20Direktorin%20des%20Kunsthaus%20Zürich%20Bei%20Fragen%20oder%20Anregungen%20schreibt%20uns:%20literatur@srf.ch%20Mehr%20Literatur%20und%20den%20wöchntlichen%20Literaturnewsletter%20gibt%20es%20unter%20srf.ch/literatur.> .…
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Literaturclub: Zwei mit Buch
Verdingkind, Armut, Fabrikarbeit, Plackerei bis zum Umfallen – Lukas Hartmann spürt in seinem aktuellen Roman dem harten Los seiner um die Jahrhundertwende geborenen Grossmutter nach. Und wie sie die Erfahrung der bitteren Not an ihre Kinder und Enkel vererbte – mit dramatischen Folgen. Im Podcast erzählt Lukas Hartmann, er habe lange gezögert, sich an diesen intimen Familienstoff zu wagen. Zuletzt habe er dessen literarische Umsetzung, bei der er auch sich selbst als Figur auftreten lässt, als innere Verpflichtung empfunden. Herausgekommen ist ein Werk, das – laut Host Felix Münger – als Jahrhundertroman gelten kann: Er mache an realen und psychologisch komplexen Figuren die sich wandelnden Lebenswirklichkeiten und Mentalitäten der Schweiz im 20. Jahrhundert greifbar. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Lukas Hartmann. Martha und die Ihren. 297 Seiten. Diogenes, 2024. (Hörbuch, gelesen von Alexandre Pelichet, Diogenes, 2024.) Im Podcast zu hören sind: * Lukas Hartmann, Buchautor * Brigitte Studer, Historikerin Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch . Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur .…
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