Barmherzigkeit lernen und leben

ERF Plus - Wort zum Tag

Vor einigen Jahren war ich in einer Lepra-Station mitten im afrikanischen Busch – ein ganz starkes Erlebnis. Schwestern aus Süddeutschland und einheimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegten die Kranken mit großem Einsatz und viel Liebe. Ich erlebte engagierte Christen mit einem Herz für die Ärmsten. Die Bibel nennt diese Haltung den „Dienst der Barmherzigkeit“. Sein Herz den Armen verschenken - nicht nur mit einem frommen Gedanken oder guten Vorsatz, sondern sehr aktiv und vielschichtig handeln. Ich war und bin immer noch tief beeindruckt von diesen Begegnungen auf der Lepra-Station.

So werden wir heute von Jesus herausgefordert im Lukasevangelium, Kapitel 6, Vers 36:
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“.

Jesus hat diese biblischen Grundaussagen alltagskonkret unterstrichen. Er sagt barmherzig sein heißt, andere nicht zu verurteilen oder zu verachten. Barmherzig sein heißt, Schuld vergeben und einander Gutes tun. Im Wort Barmherzigkeit steckt in der Mitte der Begriff „Herz“. Das bedeutet doch, dass wir nicht herzlos an den Nöten unserer Mitmenschen vorübergehen, sondern genau hinschauen und helfen, wenn Menschen in Not sind. Gott, unser liebender Vater, hat es selbst gezeigt. An die große Zusage aus Psalm 103 können wir uns als Kinder Gottes in jedem Augenblick unseres Lebens, also auch heute, festhalten. „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten und lieben.“

Dieser große und barmherzige Gott will barmherzige Menschen. Das ist die Herausforderung an unser Leben und an unseren Glauben.

Ich möchte von Jesus lernen, barmherzig zu sein. Jesus sah hinter die Fassade der Menschen und erkannte die Sorgen und Verstrickungen seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger. Er schenkte Heilung und Neuanfang. Jesus nahm sich viel Zeit für den Einzelnen. Er hörte zu und half, dass Menschen wieder zu recht kamen. So zeigt Jesus mir seine Barmherzigkeit. Jesus machte sich die Hände schmutzig und beschenkte besonders arme Menschen am Rande der Gesellschaft. Ich denke dabei an Kinder und junge Leute, an Familien, an Ausgestoßene, die Bibel redet von Zöllnern und Sündern. Ich denke an Einsame und Kranke, an zerrissene Menschen in unserer modernen Zeit.
Jesus schenkt ihnen und uns die ganze Liebe Gottes.

Ich möchte dich bitten, Herr: mache mich zu einem barmherzigen Menschen. Gerade auch in meinem privaten Umfeld als Ehemann, als Vater, als Großvater und als Freund.

Herr, ich möchte heute, etwas von deiner barmherzigen Art weitergeben, gerade in unserer oftmals kalten und brutalen Welt. Amen.

Autor: Hans-Martin Stäbler

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