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60 Jahre Eindimensionaler Mensch - Peter Erwin Jansen

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Herbert Marcuses ›Eindimensionaler Mensch‹ aus dem Jahr 1964 gehört zu den Schlüsselwerken kritischer Gesellschaftstheorie. Marcuses These ist, dass sich eine »technologische Rationalität« durchgesetzt hat. Diese hat zwar paradoxerweise die Lebensverhältnisse in den westlichen Industriegesellschaften individuell verbessert, gleichzeitig aber jede radikale allgemeine Veränderung verhindert. Der fortgeschrittene Kapitalismus befördert ein Bewusstsein, das die Möglichkeiten einer besseren Welt für alle – Marcuse spricht vom »befreiten und befriedigten Dasein« – überhaupt nicht mehr in Betracht zieht, ja in Betracht ziehen kann: eine »Paralyse der Kritik« führt zum »Ende der Utopie« – weil scheinbar alle Bedürfnisse prinzipiell vom Markt befriedigt werden können (wenn man ihn hier und da noch ein wenig verbessert). Anstatt die technischen Möglichkeiten zur Erhöhung der Lebensqualität zu nutzen, bedrohen sich die Blockmächte im Wettrüsten gegenseitig mit immer mehr Atomwaffen. Eine bürgerliche Wissenschaft, so Marcuse, sei nicht in der Lage, einen Gegenentwurf zu dieser politischen Ordnung zu entwickeln. Und auch der Alltagsverstand sei, überformt durch eine suggestiv-affirmative Sprache, nicht geeignet, um über das bestehende System hinauszudenken. Dass insofern die Zukunft nur noch – bestenfalls – als Widerspiegelung und Wiederholung der Gegenwart denkbar ist, bezeichnet Marcuse als »eindimensional«. Eine Überwindung der eindimensionalen Gesellschaft ist nur als »bestimmte Negation« möglich, nämlich als »Große Weigerung« (»Great Refusal«); wie so etwas aussehen könnte, schien sich dann Ende der 1960er Jahre in der Gegen- und Subkultur der Protestbewegungen einer »Neuen Linken« abzuzeichnen. Mit seiner Zeitdiagnose des 1964 in den USA erschienenen und dann 1967 ins Deutsche übersetzten ›Der eindimensionale Mensch‹ – damals ein Bestseller – erweiterte Marcuse jene kritische Theorie der Gesellschaft, die er in den 1930er Jahren zusammen mit Max Horkheimer aus der Philosophie von Kant und Hegel, der Psychoanalyse von Freud und vor allem der Kritik der politischen Ökonomie von Marx entwickelt hatte. Sechzig Jahre nach dem Erscheinen des Buches sollen mit der geplanten Vortragsreihe Aktualisierungs- und Rekonstruktionsmöglichkeiten von Marcuses ›Studien zur fortgeschrittenen Ideologie der Industriegesellschaft‹ (so der Untertitel des ›Eindimensionalen Menschen‹) vor dem Hintergrund der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen diskutiert werden. Webseite der Veranstaltungsreihe: https://hamburg.rosalux.de/news/id/51889 Anmerkungen: Bei der Veranstaltung mit Alex Demirovic gab es große technische Probleme zeitweise, weshalb die Audioaufzeichnung stark zusammengekürzt wurde. Zur Veranstaltung mit Peter Erwin Jansen gibt es auch eine Videoaufnahme (https://www.youtube.com/watch?v=z38oeJGyTbQ ). *
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Herbert Marcuses ›Eindimensionaler Mensch‹ aus dem Jahr 1964 gehört zu den Schlüsselwerken kritischer Gesellschaftstheorie. Marcuses These ist, dass sich eine »technologische Rationalität« durchgesetzt hat. Diese hat zwar paradoxerweise die Lebensverhältnisse in den westlichen Industriegesellschaften individuell verbessert, gleichzeitig aber jede radikale allgemeine Veränderung verhindert. Der fortgeschrittene Kapitalismus befördert ein Bewusstsein, das die Möglichkeiten einer besseren Welt für alle – Marcuse spricht vom »befreiten und befriedigten Dasein« – überhaupt nicht mehr in Betracht zieht, ja in Betracht ziehen kann: eine »Paralyse der Kritik« führt zum »Ende der Utopie« – weil scheinbar alle Bedürfnisse prinzipiell vom Markt befriedigt werden können (wenn man ihn hier und da noch ein wenig verbessert). Anstatt die technischen Möglichkeiten zur Erhöhung der Lebensqualität zu nutzen, bedrohen sich die Blockmächte im Wettrüsten gegenseitig mit immer mehr Atomwaffen. Eine bürgerliche Wissenschaft, so Marcuse, sei nicht in der Lage, einen Gegenentwurf zu dieser politischen Ordnung zu entwickeln. Und auch der Alltagsverstand sei, überformt durch eine suggestiv-affirmative Sprache, nicht geeignet, um über das bestehende System hinauszudenken. Dass insofern die Zukunft nur noch – bestenfalls – als Widerspiegelung und Wiederholung der Gegenwart denkbar ist, bezeichnet Marcuse als »eindimensional«. Eine Überwindung der eindimensionalen Gesellschaft ist nur als »bestimmte Negation« möglich, nämlich als »Große Weigerung« (»Great Refusal«); wie so etwas aussehen könnte, schien sich dann Ende der 1960er Jahre in der Gegen- und Subkultur der Protestbewegungen einer »Neuen Linken« abzuzeichnen. Mit seiner Zeitdiagnose des 1964 in den USA erschienenen und dann 1967 ins Deutsche übersetzten ›Der eindimensionale Mensch‹ – damals ein Bestseller – erweiterte Marcuse jene kritische Theorie der Gesellschaft, die er in den 1930er Jahren zusammen mit Max Horkheimer aus der Philosophie von Kant und Hegel, der Psychoanalyse von Freud und vor allem der Kritik der politischen Ökonomie von Marx entwickelt hatte. Sechzig Jahre nach dem Erscheinen des Buches sollen mit der geplanten Vortragsreihe Aktualisierungs- und Rekonstruktionsmöglichkeiten von Marcuses ›Studien zur fortgeschrittenen Ideologie der Industriegesellschaft‹ (so der Untertitel des ›Eindimensionalen Menschen‹) vor dem Hintergrund der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen diskutiert werden. Webseite der Veranstaltungsreihe: https://hamburg.rosalux.de/news/id/51889 Anmerkungen: Bei der Veranstaltung mit Alex Demirovic gab es große technische Probleme zeitweise, weshalb die Audioaufzeichnung stark zusammengekürzt wurde. Zur Veranstaltung mit Peter Erwin Jansen gibt es auch eine Videoaufnahme (https://www.youtube.com/watch?v=z38oeJGyTbQ ). *
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