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Sternengeschichten Folge 519: Sterne, die wie Menschen heißen

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Nicht alle Herrscher dürfen an den Himmel

Sternengeschichten Folge 519: Sterne, die wie Menschen heißen

Ich habe in den Sternengeschichten schon oft über die Namen der Sterne gesprochen. Was auch sonst, immerhin rede ich sehr oft über Sterne und wenn man nicht weiß, wie etwas heißt, kann man schwer davon erzählen. Gleich in der zweiten Folge des Podcasts habe ich erklärt, wie die klassischen Bezeichungen wie "Alpha Centauri" oder "51 Pegasi" zustande gekommen sind. In Folge 370 habe ich von den Sternkatalogen erzählt, die für die Forschung so enorm wichtig sind und aus denen die meisten Sterne ihre Bezeichnungen voller Zahlen und Buchstaben bekommen.

Diese Bzeichnungen sind aber meist eher nichtssagend und wenig ästethisch. Unter "HD 209458" kann man sich zum Beispiel wenig vorstellen, noch weniger unter "OGLE-2016-BLG-1195L". Alte Sternnamen, wie "Sirius" oder "Wega" klingen da doch viel schöner. Und warum können die Sterne nicht nach Menschen benannt werden? In der Biologie und Botanik werden ja auch immer wieder Pflanzen und Tiere nach Menschen benannt, warum nicht auch die Sterne?

Die Sache mit der Benennung der Sterne ist ein wenig kompliziert. Das größte Problem dabei ist die Anzahl der Sterne. Es gibt einfach sehr, sehr, sehr viele davon. Allein ein paar hundert Milliarden in unserer Milchstraße und es gibt ein paar Billionen Galaxien wie unsere Milchstraße im bekannten Universum von denen alle selbst wieder aus ein paar hundert Milliarden Sternen bestehen. So viele Namen kann man sich nicht ausdenken. Muss man aber auch gar nicht, denn es ist nur dann sinnvoll, einem Stern einen Namen zu geben, wenn man auch irgendwelche konkreten Informationen darüber hat. Man muss zumindest mal seine genaue Position kennen, seine Helligkeit, vielleicht auch noch seine Geschwindigkeit. Und diese Daten haben wir bei den allermeisten Sternen nicht. Das GAIA-Weltraumteleskop hat im Jahr 2022 einen Katalog veröffentlicht, der Daten von 1,8 Milliarden Sternen enthält, so viel wie kein anderer Katalog zu diesem Zeitpunkt. Das sind zwar gerade mal 2 Prozent aller Sterne der Milchstraße. Aber auch 1,8 Milliarden Namen denkt man sich nicht auf die Schnelle aus. Und weil man trotzdem irgendeine Art der Bezeichnung braucht, verwendet man eben die Katalognummern, die vielleicht nicht ästethisch sind, aber zumindest systematisch.

Für die Wissenschaft ist das kein Problem. Aber wenn man mit der Öffentlichkeit über Astronomie sprechen will, dann ist es durchaus praktisch, wenn die Sterne "schöne" Namen haben. Und deswegen hat die Internationale Astronomische Union im Jahr 2015 begonnen, offizielle Namen für die Sterne festzulegen. Dabei hat sie viele der antiken Bezeichnungen und Namen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte im Gebrauch waren, offiziell festgelegt. Also erklärt, dass Namen wie "Beteigeuze", "Antares" oder "Sirius" nun eben auch offiziell von der Internationalen Astronomischen Union als Namen der jeweiligen Himmelskörper anerkannt und zur Verwendung empfohlen werden. Darüber hinaus hat man aber auch angefangen, neue Sternnamen zu vergeben. Vor allem Sterne, die von Planeten umkreist werden. Im Jahr 2021 war man immerhin schon bei 451 offiziellen Sternennamen. Darunter waren aber nur zehn Stück, die nach Menschen benannt worden sind.

Es gibt natürlich jede Menge Sterne, die nach Göttern und anderen mythologischen Figuren benannt wurden. Aber wir reden jetzt von Menschen, die es tatsächlich gegeben hat. So wie Edward Emerson Barnard, der amerikanische Astronom, der 1916 einen Stern im Sternbild Schlangentränger untersucht und festgestellt hat, dass er sich enorm schnell bewegt; schneller als alle anderen damals bekannten Sterne. Und weil das so ein außergewöhnlicher Stern war, mit dem sich viele Forscherinnen und Forscher beschäftigt haben, ist man bald dazu übergangen, ihn nicht mit irgendwelchen Katalognummern zu bezeichnen, so wie BD+04°3561a, sondern ihn einfach "Den Stern von Barnard" beziehungsweise "Barnards Stern" zu nennen. Das hat sich dann etabliert und die Internationale Astronomische Union hat diesen Namen dann 2015 offiziell gemacht. Ein Sonderfall ist Alpha Canum Venaticorum, der hellste Stern im Sternbild der Jagdhunde. Zumindest ist er das heute, im 17. Jahrhundert hat man ja noch eine andere Einteilung der Sterne am Himmel in Sternbilder gehabt als heute. Beziehungsweise alle möglichen Einteilungen; da gab es noch keine systematische und allgemeingültige Regeln. Und in England hat der Kartenmacher Francis Lamb in einer Himmelskarte das Sternbild "Cor Caroli" eingezeichnet, benannt nach dem englischen König Karl. I. Der wollte zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch in England absolutistisch regieren, ohne Parlament, was aber nicht alle so super fanden und am Ende zum englischen Bürgerkrieg führte. Karl I. wurde hingerichtet und die Monarchie zumindest zeitweilig abgeschafft. Es gab aber noch genug, die Karl I. toll fanden und Francis Lamb war offensichtlich einer davon. Ihm zu Ehren wurden das Sternbild "Cor Caroli" auf die Karten gemacht und der hellste Stern dort als Cor Caroli Regis Martyris, also "Das Herz von Karl, dem Märtyrerkönig" genannt. Das Sternbild ist dann später wieder von den Karten verschwunden, der Name des Sterns blieb aber verkürzt als "Cor Caroli" bestehen und wurde 2015 der offiziellen Liste hinzugefügt. Genaugenommen ist der Stern also nach einem Körperteil eines Menschen benannt, aber das ignorieren wir einfach mal.

Und dann gibt es noch den seltsamen Fall der Sterne Alpha und Beta Delphini, also den hellsten und zweithellsten Stern im Sternbild Delfin. Die sind recht unscheinbar, aber in einem Sternkatalog aus dem Jahr 1814 wurden sie mit den Namen "Sualocin" und "Rotanev" bezeichnet. Zuerst wusste niemand, was das auf einmal soll und woher diese Namen kamen. Aber wenn man ein bisschen nachdenkt und die Wörter rückwärts liest, dann landet man bei "Nicolaus Venator". "Venator" ist lateinisch für "Jäger" und auf italienisch sagt man zum Jäger "Cacciatore". Und Niccolò Cacciatore ist der Name eines italienischen Astronoms, der Ende des 18. Jahrhunderts Assistent von Giuseppe Piazzi an der Sternwarte von Palermo wurde, also live mit dabei war, als Piazzi dort 1801 den ersten Asteroiden entdeckt hat. Gemeinsam mit Piazzi verfasste Cacciatore auch einen Sternenkatalog, genau der Katalog, in dem die beiden Sterne mit den komischen Namen aufgetaucht sind. Er dürfte sich also einfach, nur notdürftig getarnt, selbst dort verewigt haben. So oder so: Auch diese beiden Sternnamen wurden 2015 von der Internationalen Astronomischen Union offiziell gemacht.

Ein amerikanischer Astronom, ein englischer König und ein vorlauter Italiener: Das war der Stand der Dinge im Jahr 2015; drei Menschen hatten es geschafft, ihre Namen offiziell am Himmel als Stern zu verewigen. In den kommenden Jahren hat die Internationale Astronomische Union dann die Mithilfe der Bevölkerung gesucht. Schulen, astronomische Vereine und ähnliche Organisationen wurden aufgerufen, sich Namen für ausgewählte Sterne und ihre Planeten auszudenken. So kamen ein paar hundert neue offizielle Bezeichnungen dazu; und ein paar neue Menschen als Sternnamen an den Himmel.

Der Stern 55 Cancri heißt seitdem offiziell "Copernicus", nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus. Für die Benennung des Sterns Mu Arae, der von vier Planeten umkreist wird, war das Planetarium in Pamplona, in Spanien zuständig. Dort hat man sich entschieden, den Stern nach dem berühmten spanischen Schriftsteller Miguel de Cervantes zu benennen und genau so heißt er jetzt auch "Cervantes" (die Planeten haben Namen von Figuren aus seinen Büchern bekommen).

In der nächsten Runde der Sternbenennungen kamen noch ein paar Leute dazu. Diesmal bekam jedes Land einen Stern mitsamt Planeten zugeteilt. Der Stern HD 152581 durfte von Aserbeidschan benannt werden und man entschied sich für "Mahsati", nach einer persischen Dichterin, die um das 12. Jahrhundert herum gelebt hat. Kuba war für den Stern BD−17 63 zuständig und hat ihn "Felixvarela" genannt, nach dem kubanischen Priester Félix Varela, der dort im frühen 19. Jahrhundert gewirkt und sich für die Unabhängigkeit Kubas von Spanien eingesetzt hat. Indien hat sich für den Stern HD 86081 den Namen "Bibha" ausgesucht, nach der indischen Physikerin Bibha Chowdhuri, die ab den 1940er Jahren kosmische Strahlung und andere teilchenphysikalische Phänomene erforscht und auch gemeinsam mit dem englischen Physiker Patrick Blackett gearbeitet hat, der 1948 für die Erforschung der kosmischen Strahlung den Nobelpreis bekommen hat. Und zum Schluss haben wir noch einmal Spanien, diesmal mit dem Stern HD 149143, der mittlerweile "Rosalíadecastro" heißt, nach der galizischen Dichterin Rosalía de Castro.

Wer die Liste aus dem Jahr 2021 durchgeht, wird dort auch einen Stern finden, der "Franz" heißt. Dafür verantwortlich war Österreich; man hat den Stern HAT-P-14 den Namen "Franz" gegeben und seinen Planeten "Sissi" genannt. Aber, und das ist wichtig, damit nicht Kaiser Franz-Josef I und seine Frau, die Kaiserin Elisabeth aka Sisi, geehrt. Sondern die fiktiven Figuren Franz und Sissi, aus den Sissi-Filmen der 1950er Jahren mit Karlheinz Böhm und Romy Schneider. Denn die IAU sieht es nicht so gerne, wenn man Himmelskörper nach Menschen aus Politik und Militär benennt und Franz-Josef war sowohl das eine als auch das andere. Ok, Köng Karl I. ja auch, aber das war quasi eine historische Altlast, die man einfach akzeptiert hat.

Und so ganz toll scheint die Internationale Astronomische Union das mit den Sternen, die nach Menschen benannt sind, auch nicht mehr zu finden. Im Jahr 2022 fand der nächste Aufruf statt, ausgewählten Sternen Namen zu geben. Früher war in den Regeln noch festgelegt, dass man keine Namen vergeben soll, die sich auf Menschen beziehen, die weniger als 100 Jahre tot sind; auch nach noch lebenden Menschen soll man keine Sterne benennen. Ebenso nicht nach politischen, militärischen oder religiösen Personen. Mittlerweile steht aber in den Regel, dass Namen von echten Menschen, egal ob lebendig oder tot, nicht verwendet werden sollen. Punkt.

Es scheint also so, als würden Edward Emerson Barnard, König Karl I., Niccolò Cacciatore, Nikolaus Kopernikus, Miguel de Cervantes, Mahsati, Félix Varela, Bibha Chowdhuri und Rosalía de Castro vorerst die einzigen Menschen bleiben, die es als Sterne an den Himmel geschafft haben.

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Sternengeschichten Folge 519: Sterne, die wie Menschen heißen

Ich habe in den Sternengeschichten schon oft über die Namen der Sterne gesprochen. Was auch sonst, immerhin rede ich sehr oft über Sterne und wenn man nicht weiß, wie etwas heißt, kann man schwer davon erzählen. Gleich in der zweiten Folge des Podcasts habe ich erklärt, wie die klassischen Bezeichungen wie "Alpha Centauri" oder "51 Pegasi" zustande gekommen sind. In Folge 370 habe ich von den Sternkatalogen erzählt, die für die Forschung so enorm wichtig sind und aus denen die meisten Sterne ihre Bezeichnungen voller Zahlen und Buchstaben bekommen.

Diese Bzeichnungen sind aber meist eher nichtssagend und wenig ästethisch. Unter "HD 209458" kann man sich zum Beispiel wenig vorstellen, noch weniger unter "OGLE-2016-BLG-1195L". Alte Sternnamen, wie "Sirius" oder "Wega" klingen da doch viel schöner. Und warum können die Sterne nicht nach Menschen benannt werden? In der Biologie und Botanik werden ja auch immer wieder Pflanzen und Tiere nach Menschen benannt, warum nicht auch die Sterne?

Die Sache mit der Benennung der Sterne ist ein wenig kompliziert. Das größte Problem dabei ist die Anzahl der Sterne. Es gibt einfach sehr, sehr, sehr viele davon. Allein ein paar hundert Milliarden in unserer Milchstraße und es gibt ein paar Billionen Galaxien wie unsere Milchstraße im bekannten Universum von denen alle selbst wieder aus ein paar hundert Milliarden Sternen bestehen. So viele Namen kann man sich nicht ausdenken. Muss man aber auch gar nicht, denn es ist nur dann sinnvoll, einem Stern einen Namen zu geben, wenn man auch irgendwelche konkreten Informationen darüber hat. Man muss zumindest mal seine genaue Position kennen, seine Helligkeit, vielleicht auch noch seine Geschwindigkeit. Und diese Daten haben wir bei den allermeisten Sternen nicht. Das GAIA-Weltraumteleskop hat im Jahr 2022 einen Katalog veröffentlicht, der Daten von 1,8 Milliarden Sternen enthält, so viel wie kein anderer Katalog zu diesem Zeitpunkt. Das sind zwar gerade mal 2 Prozent aller Sterne der Milchstraße. Aber auch 1,8 Milliarden Namen denkt man sich nicht auf die Schnelle aus. Und weil man trotzdem irgendeine Art der Bezeichnung braucht, verwendet man eben die Katalognummern, die vielleicht nicht ästethisch sind, aber zumindest systematisch.

Für die Wissenschaft ist das kein Problem. Aber wenn man mit der Öffentlichkeit über Astronomie sprechen will, dann ist es durchaus praktisch, wenn die Sterne "schöne" Namen haben. Und deswegen hat die Internationale Astronomische Union im Jahr 2015 begonnen, offizielle Namen für die Sterne festzulegen. Dabei hat sie viele der antiken Bezeichnungen und Namen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte im Gebrauch waren, offiziell festgelegt. Also erklärt, dass Namen wie "Beteigeuze", "Antares" oder "Sirius" nun eben auch offiziell von der Internationalen Astronomischen Union als Namen der jeweiligen Himmelskörper anerkannt und zur Verwendung empfohlen werden. Darüber hinaus hat man aber auch angefangen, neue Sternnamen zu vergeben. Vor allem Sterne, die von Planeten umkreist werden. Im Jahr 2021 war man immerhin schon bei 451 offiziellen Sternennamen. Darunter waren aber nur zehn Stück, die nach Menschen benannt worden sind.

Es gibt natürlich jede Menge Sterne, die nach Göttern und anderen mythologischen Figuren benannt wurden. Aber wir reden jetzt von Menschen, die es tatsächlich gegeben hat. So wie Edward Emerson Barnard, der amerikanische Astronom, der 1916 einen Stern im Sternbild Schlangentränger untersucht und festgestellt hat, dass er sich enorm schnell bewegt; schneller als alle anderen damals bekannten Sterne. Und weil das so ein außergewöhnlicher Stern war, mit dem sich viele Forscherinnen und Forscher beschäftigt haben, ist man bald dazu übergangen, ihn nicht mit irgendwelchen Katalognummern zu bezeichnen, so wie BD+04°3561a, sondern ihn einfach "Den Stern von Barnard" beziehungsweise "Barnards Stern" zu nennen. Das hat sich dann etabliert und die Internationale Astronomische Union hat diesen Namen dann 2015 offiziell gemacht. Ein Sonderfall ist Alpha Canum Venaticorum, der hellste Stern im Sternbild der Jagdhunde. Zumindest ist er das heute, im 17. Jahrhundert hat man ja noch eine andere Einteilung der Sterne am Himmel in Sternbilder gehabt als heute. Beziehungsweise alle möglichen Einteilungen; da gab es noch keine systematische und allgemeingültige Regeln. Und in England hat der Kartenmacher Francis Lamb in einer Himmelskarte das Sternbild "Cor Caroli" eingezeichnet, benannt nach dem englischen König Karl. I. Der wollte zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch in England absolutistisch regieren, ohne Parlament, was aber nicht alle so super fanden und am Ende zum englischen Bürgerkrieg führte. Karl I. wurde hingerichtet und die Monarchie zumindest zeitweilig abgeschafft. Es gab aber noch genug, die Karl I. toll fanden und Francis Lamb war offensichtlich einer davon. Ihm zu Ehren wurden das Sternbild "Cor Caroli" auf die Karten gemacht und der hellste Stern dort als Cor Caroli Regis Martyris, also "Das Herz von Karl, dem Märtyrerkönig" genannt. Das Sternbild ist dann später wieder von den Karten verschwunden, der Name des Sterns blieb aber verkürzt als "Cor Caroli" bestehen und wurde 2015 der offiziellen Liste hinzugefügt. Genaugenommen ist der Stern also nach einem Körperteil eines Menschen benannt, aber das ignorieren wir einfach mal.

Und dann gibt es noch den seltsamen Fall der Sterne Alpha und Beta Delphini, also den hellsten und zweithellsten Stern im Sternbild Delfin. Die sind recht unscheinbar, aber in einem Sternkatalog aus dem Jahr 1814 wurden sie mit den Namen "Sualocin" und "Rotanev" bezeichnet. Zuerst wusste niemand, was das auf einmal soll und woher diese Namen kamen. Aber wenn man ein bisschen nachdenkt und die Wörter rückwärts liest, dann landet man bei "Nicolaus Venator". "Venator" ist lateinisch für "Jäger" und auf italienisch sagt man zum Jäger "Cacciatore". Und Niccolò Cacciatore ist der Name eines italienischen Astronoms, der Ende des 18. Jahrhunderts Assistent von Giuseppe Piazzi an der Sternwarte von Palermo wurde, also live mit dabei war, als Piazzi dort 1801 den ersten Asteroiden entdeckt hat. Gemeinsam mit Piazzi verfasste Cacciatore auch einen Sternenkatalog, genau der Katalog, in dem die beiden Sterne mit den komischen Namen aufgetaucht sind. Er dürfte sich also einfach, nur notdürftig getarnt, selbst dort verewigt haben. So oder so: Auch diese beiden Sternnamen wurden 2015 von der Internationalen Astronomischen Union offiziell gemacht.

Ein amerikanischer Astronom, ein englischer König und ein vorlauter Italiener: Das war der Stand der Dinge im Jahr 2015; drei Menschen hatten es geschafft, ihre Namen offiziell am Himmel als Stern zu verewigen. In den kommenden Jahren hat die Internationale Astronomische Union dann die Mithilfe der Bevölkerung gesucht. Schulen, astronomische Vereine und ähnliche Organisationen wurden aufgerufen, sich Namen für ausgewählte Sterne und ihre Planeten auszudenken. So kamen ein paar hundert neue offizielle Bezeichnungen dazu; und ein paar neue Menschen als Sternnamen an den Himmel.

Der Stern 55 Cancri heißt seitdem offiziell "Copernicus", nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus. Für die Benennung des Sterns Mu Arae, der von vier Planeten umkreist wird, war das Planetarium in Pamplona, in Spanien zuständig. Dort hat man sich entschieden, den Stern nach dem berühmten spanischen Schriftsteller Miguel de Cervantes zu benennen und genau so heißt er jetzt auch "Cervantes" (die Planeten haben Namen von Figuren aus seinen Büchern bekommen).

In der nächsten Runde der Sternbenennungen kamen noch ein paar Leute dazu. Diesmal bekam jedes Land einen Stern mitsamt Planeten zugeteilt. Der Stern HD 152581 durfte von Aserbeidschan benannt werden und man entschied sich für "Mahsati", nach einer persischen Dichterin, die um das 12. Jahrhundert herum gelebt hat. Kuba war für den Stern BD−17 63 zuständig und hat ihn "Felixvarela" genannt, nach dem kubanischen Priester Félix Varela, der dort im frühen 19. Jahrhundert gewirkt und sich für die Unabhängigkeit Kubas von Spanien eingesetzt hat. Indien hat sich für den Stern HD 86081 den Namen "Bibha" ausgesucht, nach der indischen Physikerin Bibha Chowdhuri, die ab den 1940er Jahren kosmische Strahlung und andere teilchenphysikalische Phänomene erforscht und auch gemeinsam mit dem englischen Physiker Patrick Blackett gearbeitet hat, der 1948 für die Erforschung der kosmischen Strahlung den Nobelpreis bekommen hat. Und zum Schluss haben wir noch einmal Spanien, diesmal mit dem Stern HD 149143, der mittlerweile "Rosalíadecastro" heißt, nach der galizischen Dichterin Rosalía de Castro.

Wer die Liste aus dem Jahr 2021 durchgeht, wird dort auch einen Stern finden, der "Franz" heißt. Dafür verantwortlich war Österreich; man hat den Stern HAT-P-14 den Namen "Franz" gegeben und seinen Planeten "Sissi" genannt. Aber, und das ist wichtig, damit nicht Kaiser Franz-Josef I und seine Frau, die Kaiserin Elisabeth aka Sisi, geehrt. Sondern die fiktiven Figuren Franz und Sissi, aus den Sissi-Filmen der 1950er Jahren mit Karlheinz Böhm und Romy Schneider. Denn die IAU sieht es nicht so gerne, wenn man Himmelskörper nach Menschen aus Politik und Militär benennt und Franz-Josef war sowohl das eine als auch das andere. Ok, Köng Karl I. ja auch, aber das war quasi eine historische Altlast, die man einfach akzeptiert hat.

Und so ganz toll scheint die Internationale Astronomische Union das mit den Sternen, die nach Menschen benannt sind, auch nicht mehr zu finden. Im Jahr 2022 fand der nächste Aufruf statt, ausgewählten Sternen Namen zu geben. Früher war in den Regeln noch festgelegt, dass man keine Namen vergeben soll, die sich auf Menschen beziehen, die weniger als 100 Jahre tot sind; auch nach noch lebenden Menschen soll man keine Sterne benennen. Ebenso nicht nach politischen, militärischen oder religiösen Personen. Mittlerweile steht aber in den Regel, dass Namen von echten Menschen, egal ob lebendig oder tot, nicht verwendet werden sollen. Punkt.

Es scheint also so, als würden Edward Emerson Barnard, König Karl I., Niccolò Cacciatore, Nikolaus Kopernikus, Miguel de Cervantes, Mahsati, Félix Varela, Bibha Chowdhuri und Rosalía de Castro vorerst die einzigen Menschen bleiben, die es als Sterne an den Himmel geschafft haben.

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