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Selbstexperiment mit Neuer Musik: „Durchgeschüttelt und seltsam berührt“

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Konservativ gebildet ins Konzert mit Neuer Musik

„Neue Musik“ stand auf der Eintrittskarte, die mir meine Freundin Charly unter die Nase hielt. Sie hatte für uns zwei Plätze für eine Konzertmatinee im hiesigen Kunstmuseum besorgt. Nun bin ich in der klassischen Musik eher konservativ gebildet, meine Kennerschaft endet ungefähr in der Mitte des 20. Jahrhunderts, bei Bernstein, Britten und Bohlen. Umso gespannter war ich also, was uns erwarten würde. Das Programmheft versprach „ein mikrotonales Kantaten-Fragment in drei Sätzen, basierend auf altdeutschen Mariengedichten für acht Instrumente, Baritongesang, Elektronik und zwei Rasenmäher“ des in seinen Kreisen wohl bedeutenden Komponisten Mysa Orka Hemmakväll.

Zu Beginn: Sakrale Ruhe

Das Erste, was mir auffiel: Sowohl die zahlreichen Musiker, als auch die nicht ganz so zahlreichen Zuschauer waren still. Sehr still. Man hatte eher das Gefühl, gleich einem Gottesdienst statt einem Konzert beizuwohnen. Dabei begann das Ganze dann doch weniger sakral: Während der Pianist hochkonzentriert immer wieder einen einzigen Ton anschlug, wurden die übrigen Saiten des Klaviers von einem Schlagwerker mit Tennisbällen traktiert. Der Sänger grummelte und pfiff Töne, in denen man jetzt nicht unbedingt eines der angekündigten Gedichte erkennen konnte, andererseits habe ich auch nicht viel Ahnung von Altdeutsch. Die übrigen Musiker versuchten, aus ihren Instrumenten Töne herauszubekommen, für die sie vermutlich ursprünglich nicht gedacht waren.

Wie ein Konzert von Außerirdischen

Als dann noch die Rasenmäher angeschmissen wurden und mehr oder weniger zum Takt ratterten, wurde mir immer unklarer, ob die knarrenden Stühle der Solisten auch zum Stück gehörten und ob der erste Geiger absichtlich auf die Zwei und die Vier hustete, oder ob er vielleicht doch einfach nur erkältet gewesen war. Mir war ein wenig, als würden Außerirdische versuchen, ihnen unbekannte Erdenmusik zu spielen. Leider waren die Notenblätter bei der Landung ihres UFOs aber in einen Wirbel geraten, so dass sie jetzt in willkürlicher Reihenfolge und seitenverkehrt auf ihren Pulten lagen.

Trip durch den Weltraum

Apropos Weltraum: Nach ungefähr 25 Minuten hob ich selbst ab. Die vormals disparat wirkenden Töne verbanden sich zu einem Teppich – einem fliegenden wohlgemerkt – auf dem sich meine konkreteren Gedanken verflüchtigten. Ich segelte durch einen Hermann-Hesse-Traum bunter Farben auf einem Soundtrack irgendwo zwischen Wagners unendlicher Melodie und Einstürzender Neubauten, Syd Barrets „Interstellar Overdrive“ und Philip Glass' Tisch-Etüden, von irgendwoher winkte „Lucy in the Sky“ und „Holladiewaldfee“ sprach Zarathustra!

Zurück auf der Erde, Rückkehr ins All denkbar

Nach 90 Minuten fühlte ich mich durchgeschüttelt und seltsam berührt. Auch den anderen schien es so zu gehen, war doch der erste Ton, der mit Bestimmtheit nicht zum Konzert gehörte, ein gemeinschaftliches „Uff“. Ich gebe zu, das anschließende Sonnenlicht tat genauso gut, wie der Straßenlärm und das vertrauliche Schwäbisch eines Mannes auf dem Gehsteig: „Ohne Kopf wärsch du au scheener.“. Die Erde hatte mich wieder. Ein Glück! Ich bin ja eher ein bodenständiger Typ. Aber ich bin ehrlich zu Ihnen: Wenn Charly mich fragen würde, ob ich nächsten Monat zur Uraufführung der neuen Hemmakväll-Symphonie für Klavier, Euphonium und Amboss mitkäme, würde ich zu einem erneuten Trip ins All nicht Nein sagen.
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709 jaksoa

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„Neue Musik“ stand auf der Eintrittskarte, die mir meine Freundin Charly unter die Nase hielt. Sie hatte für uns zwei Plätze für eine Konzertmatinee im hiesigen Kunstmuseum besorgt. Nun bin ich in der klassischen Musik eher konservativ gebildet, meine Kennerschaft endet ungefähr in der Mitte des 20. Jahrhunderts, bei Bernstein, Britten und Bohlen. Umso gespannter war ich also, was uns erwarten würde. Das Programmheft versprach „ein mikrotonales Kantaten-Fragment in drei Sätzen, basierend auf altdeutschen Mariengedichten für acht Instrumente, Baritongesang, Elektronik und zwei Rasenmäher“ des in seinen Kreisen wohl bedeutenden Komponisten Mysa Orka Hemmakväll.

Zu Beginn: Sakrale Ruhe

Das Erste, was mir auffiel: Sowohl die zahlreichen Musiker, als auch die nicht ganz so zahlreichen Zuschauer waren still. Sehr still. Man hatte eher das Gefühl, gleich einem Gottesdienst statt einem Konzert beizuwohnen. Dabei begann das Ganze dann doch weniger sakral: Während der Pianist hochkonzentriert immer wieder einen einzigen Ton anschlug, wurden die übrigen Saiten des Klaviers von einem Schlagwerker mit Tennisbällen traktiert. Der Sänger grummelte und pfiff Töne, in denen man jetzt nicht unbedingt eines der angekündigten Gedichte erkennen konnte, andererseits habe ich auch nicht viel Ahnung von Altdeutsch. Die übrigen Musiker versuchten, aus ihren Instrumenten Töne herauszubekommen, für die sie vermutlich ursprünglich nicht gedacht waren.

Wie ein Konzert von Außerirdischen

Als dann noch die Rasenmäher angeschmissen wurden und mehr oder weniger zum Takt ratterten, wurde mir immer unklarer, ob die knarrenden Stühle der Solisten auch zum Stück gehörten und ob der erste Geiger absichtlich auf die Zwei und die Vier hustete, oder ob er vielleicht doch einfach nur erkältet gewesen war. Mir war ein wenig, als würden Außerirdische versuchen, ihnen unbekannte Erdenmusik zu spielen. Leider waren die Notenblätter bei der Landung ihres UFOs aber in einen Wirbel geraten, so dass sie jetzt in willkürlicher Reihenfolge und seitenverkehrt auf ihren Pulten lagen.

Trip durch den Weltraum

Apropos Weltraum: Nach ungefähr 25 Minuten hob ich selbst ab. Die vormals disparat wirkenden Töne verbanden sich zu einem Teppich – einem fliegenden wohlgemerkt – auf dem sich meine konkreteren Gedanken verflüchtigten. Ich segelte durch einen Hermann-Hesse-Traum bunter Farben auf einem Soundtrack irgendwo zwischen Wagners unendlicher Melodie und Einstürzender Neubauten, Syd Barrets „Interstellar Overdrive“ und Philip Glass' Tisch-Etüden, von irgendwoher winkte „Lucy in the Sky“ und „Holladiewaldfee“ sprach Zarathustra!

Zurück auf der Erde, Rückkehr ins All denkbar

Nach 90 Minuten fühlte ich mich durchgeschüttelt und seltsam berührt. Auch den anderen schien es so zu gehen, war doch der erste Ton, der mit Bestimmtheit nicht zum Konzert gehörte, ein gemeinschaftliches „Uff“. Ich gebe zu, das anschließende Sonnenlicht tat genauso gut, wie der Straßenlärm und das vertrauliche Schwäbisch eines Mannes auf dem Gehsteig: „Ohne Kopf wärsch du au scheener.“. Die Erde hatte mich wieder. Ein Glück! Ich bin ja eher ein bodenständiger Typ. Aber ich bin ehrlich zu Ihnen: Wenn Charly mich fragen würde, ob ich nächsten Monat zur Uraufführung der neuen Hemmakväll-Symphonie für Klavier, Euphonium und Amboss mitkäme, würde ich zu einem erneuten Trip ins All nicht Nein sagen.
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