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Professorin Miriam Müthel: „Wir haben in vielen Unternehmen ausgeprägte Sündenbockkulturen"

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Deutsche Unternehmen müssen innovativ sein, um durch die Transformation zu kommen. Und wer neue Produkte, Geschäftsmodelle oder Teams an den Start bringen will, muss auf dem Weg dorthin zwangsläufig das Scheitern einkalkulieren. Heißt: Unternehmen sind auf eine positive Fehlerkultur angewiesen. Den meisten Firmen fehlt eine solche Kultur allerdings. Das beobachtet Miriam Müthel, Professorin an der WHU Otto Beisheim School of Management.

„Wir haben in vielen Unternehmen ausgeprägte Sündenbockkulturen. Da ist jeder zufrieden, wenn man geklärt hat, wer Schuld hat“, sagt Müthel im Interview mit Handelsblatt-Karrierechefin Julia Beil. Statt mit Schuldzuweisungen und Sanktionen zu arbeiten – die zwar auch ihre Berechtigung hätten, allerdings längst nicht so oft, wie sie in der Praxis angewendet würden – plädiert Müthel dafür, „radikale Lernkulturen“ zu etablieren. Heißt: Strategische Risiken einzugehen, mit denen Unternehmen sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. „Hand in Hand“ damit gehe aber immer das Risiko, dieses Ziel eventuell nicht zu erreichen.

Als Beispiel für eine solche positiven Fehlerkultur nennt Müthel einen Fall, der sich vor gut sieben Jahren bei Microsoft zugetragen hat. Dort hatte man damals einen Chatbot namens Tay entwickelt – der von Hackern dann dazu gebracht wurde, sich rassistisch und vulgär zu äußern. „Das gab einen riesigen Shitstorm fürs Unternehmen, Tay musste zurückgezogen werden.“

Statt die verantwortlichen Mitarbeitenden zu feuern, reagierte Satya Nadella, der auch heute noch Microsoft-CEO ist, mit einer E-Mail an das Entwicklerteam von Tay. Er schrieb seinen Mitarbeitenden unter anderem: „Macht weiter und seid euch sicher, dass ich euch den Rücken stärke.“ Nadella ermutigte sein Team, aus ihren Fehlern zu lernen und sie als Ansporn zu nehmen, besser zu werden.

Ein solcher Umgang sei allerdings nicht die Regel, so Miriam Müthel. Stattdessen spielten die meisten Managerinnen und Manager ein „Erfolgstheater“: ein Schauspiel, in dem gerade Führungskräfte suggerierten, dass Scheitern kein Bestandteil ihres Alltags oder ihrer Karriere sei. Von einer „Kultur der Ehrlichkeit“ sei man in Deutschland noch weit entfernt.

Wie Sie es schaffen, mit eigenen Fehlern strategisch umzugehen und welche Rolle Scheitern in Müthels eigenem Berufsfeld, der Forschung, spielt – das hören Sie in der neuen Folge von Rethink Work.

Artikel „Fünf Topmanager berichten, welchen Karrierefehler sie bereuen“


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Deutsche Unternehmen müssen innovativ sein, um durch die Transformation zu kommen. Und wer neue Produkte, Geschäftsmodelle oder Teams an den Start bringen will, muss auf dem Weg dorthin zwangsläufig das Scheitern einkalkulieren. Heißt: Unternehmen sind auf eine positive Fehlerkultur angewiesen. Den meisten Firmen fehlt eine solche Kultur allerdings. Das beobachtet Miriam Müthel, Professorin an der WHU Otto Beisheim School of Management.

„Wir haben in vielen Unternehmen ausgeprägte Sündenbockkulturen. Da ist jeder zufrieden, wenn man geklärt hat, wer Schuld hat“, sagt Müthel im Interview mit Handelsblatt-Karrierechefin Julia Beil. Statt mit Schuldzuweisungen und Sanktionen zu arbeiten – die zwar auch ihre Berechtigung hätten, allerdings längst nicht so oft, wie sie in der Praxis angewendet würden – plädiert Müthel dafür, „radikale Lernkulturen“ zu etablieren. Heißt: Strategische Risiken einzugehen, mit denen Unternehmen sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. „Hand in Hand“ damit gehe aber immer das Risiko, dieses Ziel eventuell nicht zu erreichen.

Als Beispiel für eine solche positiven Fehlerkultur nennt Müthel einen Fall, der sich vor gut sieben Jahren bei Microsoft zugetragen hat. Dort hatte man damals einen Chatbot namens Tay entwickelt – der von Hackern dann dazu gebracht wurde, sich rassistisch und vulgär zu äußern. „Das gab einen riesigen Shitstorm fürs Unternehmen, Tay musste zurückgezogen werden.“

Statt die verantwortlichen Mitarbeitenden zu feuern, reagierte Satya Nadella, der auch heute noch Microsoft-CEO ist, mit einer E-Mail an das Entwicklerteam von Tay. Er schrieb seinen Mitarbeitenden unter anderem: „Macht weiter und seid euch sicher, dass ich euch den Rücken stärke.“ Nadella ermutigte sein Team, aus ihren Fehlern zu lernen und sie als Ansporn zu nehmen, besser zu werden.

Ein solcher Umgang sei allerdings nicht die Regel, so Miriam Müthel. Stattdessen spielten die meisten Managerinnen und Manager ein „Erfolgstheater“: ein Schauspiel, in dem gerade Führungskräfte suggerierten, dass Scheitern kein Bestandteil ihres Alltags oder ihrer Karriere sei. Von einer „Kultur der Ehrlichkeit“ sei man in Deutschland noch weit entfernt.

Wie Sie es schaffen, mit eigenen Fehlern strategisch umzugehen und welche Rolle Scheitern in Müthels eigenem Berufsfeld, der Forschung, spielt – das hören Sie in der neuen Folge von Rethink Work.

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